Den nachfolgen den Artikel von Rabbiner Samson Raphael Hirsch habe ich in der Zeitschrift „Jeschurun“, 5. Jahrgang, Heft Nr. 5, erschienen im Februar 1859 gefunden. Es ist noch kalt draußen, besonders weil das Fest „Tu Bi Schwat“ – Neujahr der Bäume — in diesem Jahr sogar noch in den Januar fällt. Schwer zu glauben, dass dieses Fest uns den bereits herannahenden Frühling symbolisieren soll. Deshalb betrachtet Rabbiner Hirsch dieses Fest als „Wintertrost“ der uns helfen soll, die kalte Jahreszeit ein wenig vergessen zu machen.

In diesem Aufsatz benutzt Rabbiner Hirsch eine Metapher – die jüdische Gemeinschaft ist vom Winter (Reform) überdeckt – gibt es noch Hoffnung auf einen wiedererwachenden Frühling?

Das Original finden Sie in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main unter: https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2943206

Der Text wurde dem heutigen Sprachgebrauch leicht angepasst und mit Ergänzungen versehen von Michael Bleiberg.

Unser Wintertrost.

Die jüdische Sprache ist vielleicht die einzige, in welcher der Winter, חֹרֶף, nicht eine Metapher für das abgestorbene Greisenalter ist, sondern dem Ausdruck für die zur Rüstigkeit sich entwickelnde Kindheit dient. כַּאֲשֶׁ֣ר הָ֭יִיתִי בִּימֵ֣י חָרְפִּ֑י „wie ich in den Tagen meines Winters gewesen“ (Hiob 29, 4) spricht nur der Jude und denkt dabei an die Kindeszeit mit ihren schlummernden und erwachenden Kräften, wo „Gottes Geheimnis schlummernd und schützend, weckend und wärmend über der Hütte ruht, בְּס֥וֹד אֱ֝ל֗וֹק עֲלֵ֣י אָהֳלִֽי Welch ein unendlicher Trost liegt aber in dieser Betrachtungsweise, die sich durch die äußere Erscheinung nicht täuschen lässt, die nicht rückwärts sondern vorwärts schaut, nicht der gefallenen Blüten und der geknickten Äste, sondern der kommenden Blüten und Knospen gedenkt, die schlummernd unter der Hülle des Winters ruhen und dem sonnigen Strahl entgegenharren, der sie zu Leben und Kraft und zur fruchtreichen Entfaltung wecken wird, die in dem Winter die Wiege des kommenden Frühlings, nicht aber das Grab des vergangenen Sommers erblickt, — welch ein unendlicher Trost liegt in dieser Betrachtungsweise und wie sehr beschämt sie uns alle die wir in dieser Winterszeit des jüdischen Lebens verzweifeln und die Hoffnung auf Wiederauferstehung verlieren, weil wir noch kaum die ersten Keime einer solchen Hoffnung gewahren! Neujahr der Bäume, steht doch in unserm Winterkalender am 15. Schewat verzeichnet, und selbst dieses Jahr, wo doch der Frühling noch so fern, wird uns das Herz weit sobald der 15. Schewat gekommen, wittert das Herz nach einem lauen Luftstrom als Vorgruß des kommenden Frühlings, und späht das Auge nach einem schwellenden Keim am Baum als Wahrzeichen der doch bereits beginnenden Frühlingsarbeit des Jahres. Und mit unsern geistigen Hoffnungen sollten wir trostlos bleiben, wenn der Winter unserer jüdischen Zeitentwicklung so lange dauert, sollten kein Auge haben für die wie immer spärlichen Keime, die doch bereits uns sagen könnten, siehe der Winter geht doch zur Neige, das Bessere und Wahre hat doch seine Kraft noch nicht verloren, und es lebt ein Gott,

„Dessen Aufgang so gewiss wie der Morgen,
Wie der Regen kommt er uns
Und wie das Frühlingsnaß,
Das die Erde tränkt!“ (Hosea 6.)

Dass es für die jüdischen Hoffnungen noch tiefer Winter ist, wer wollte, wer dürfte das leugnen! Es täte wahrlich nicht gut, sich über die Wahrheit unserer Zustände zu täuschen, nicht gut, das Auge über das Vielfache zuzudrücken, das unsern Hoffnungen von so vielen Seiten entgegensteht, nicht gut, uns für gesünder zu halten, als wir sind. Denn eben die Erkenntnis unserer Gebrechen und der Schmerz über unsern Verfall sind selbst die ersten Bedingungen vernünftiger Hoffnung auf bessere Zukunft. Allein noch weniger gut wäre es, über das vielfach Herbe des Bessern und Guten zu vergessen und in dumpfer und stumpfer Verzweiflung keine Hoffnung zu nähren und der jüdischen Sache nur wie einer verlorenen zu gedenken.

Was unsern Winter macht? Vor allem der praktische Abfall vom göttlichen Gesetz, der ein so großes Terrain im Gebiet des Erwerbs und der Nahrung gefunden. Wie ein starrer, böser Winterfrost hat die vermeintliche eiserne Notwendigkeit der Ernährung sich um alle jüdische Regung gelagert, hat aller bessern Überzeugung Stillschweigen geboten, hat das Vertrauen auf den einen einzigen Gott zum Gelächter gemacht, der eben den Sabbath in der Wüste der Zeiten zum Probierstein gemacht הֲיֵלֵ֥ךְ בְּתוֹרָתִ֖י אִם־לֹֽא [1], ob wir in seinem Gesetz wandeln werden oder nicht, und unter zehn Vätern, die, selber noch gesetzestreu, ihre Söhne und Töchter in der Jugend in gleichen Grundsätzen erziehen, bestehen neun nicht die Probe, wenn es gilt die Söhne in die Karriere des Geschäftslebens einzuführen oder die Töchter zur selbstständigen Häusgründung mit Schwiegersöhnen zu vermählen. Und diese Krankheit ist umso betrübender, als sie keineswegs, wie man sich und anderen einreden möchte, in der Notwendigkeit der Verhältnisse, sondern nur in der Gleichgültigkeit und Kleinherzigkeit unserer Majorität ihre Wurzel hat. Entschlösse sich nur die Mehrzahl unserer Geschäfttreibenden den Sabbath zu halten, die Veranlassung den Sabbath zu verletzen schwände bis zum Minimum zusammen und der Stillstand des Gewerbes am Sabbath hörte fast auf ein Opfer zu sein. Eine so bedeutende Ziffer bildet die jüdische Geschäftswelt in den kommerziellen Verhältnissen, dass die unerschütterliche Entschiedenheit jüdischer Geschäftsmänner den Sabbath zu halten ein so bedeutendes Moment in den Gestaltungen und Gängen des Handels und der Börse wäre, Börse und Handel von selbst mit Rücksicht auf den jüdischen Sabbath zu regeln. So freilich macht der Abfall der Mehrzahl die Gottestreue der Minderheit zu einer so opfervollen Aufgabe, dass der einzelne der ganzen Kraft jüdischer Gottergebung und jüdischer Standhaftigkeit bedarf, sich und die Seinigen vor dem Bundesbruch mit Gott und seinem Gesetz zu retten.

Was unsern Winter ferner macht? Das ist das positive und negative Verderbnis, das sich des Gebietes der jüdischen Wissenschaft bemächtigt. Mit dem sicheren Instinkt des Fanatismus hat die Propaganda des praktischen Abfalls seit 50 Jahren die Wissenschaft des Judentums dem Bereich unseres Volkes entzogen, und die sträflichste Gleichgültigkeit hat es geschehen lassen, dass die Kenntnis unseres heiligen Schrifttums ihre Pflanzstätten für Jünglinge und Männer und ihre Schulen für die Kindheit und Jugend verloren. Man hat die [2]תּוֹרָה, diese Zentralsonne des jüdischen Lebens, dieses Gottesfeuer des jüdischen Volkes erlöschen lassen — und wir wundern uns, dass die Geister verdunkeln, dass die Herzen erkalten, dass Licht und Wärme fürs Judentum fehlen, wir wundern uns, dass es Winter geworden? Während das Volk nichts weiß und die Jugend nichts lernt, hat man den Tod der alten jüdischen Wissenschaft und sich zu Testamentsexekutoren des alten jüdischen Nachlasses proklamiert, hat eine Nummernkunde des alten jüdischen Antiquitätenregisters als verjüngte jüdische Wissenschaft getauft, hat den einen und den andern Edelstein aus diesem reichen Schatz hervorgelangt, aufgeputzt, und dem Volk versichert, das sei das einzig Wertvolle aus der Erbschaft seiner großen Vergangenheit, alles andere seien unbrauchbare Trümmer, höchstens gut für das Raritätenkabinett eines Altertumsfreundes, sei aber fürs Volk völlig wertlos, weil fürs Leben unbrauchbar und ohne Nutzen für unsere Zeit. Und diese wenigen alten jüdischen Perlen hat man in ein System eingefügt, das man zur theoretischen Beschönigung des praktischen Abfalls erfunden, das man jüdisch nennt, weil es sich doch mit diesen wenigen jüdischen Perlen schmückt, und das historisch sein und auf dem alten historischen Boden stehen soll — weil — man doch diese wenigen Perlen nur nach in optima forma[3] ergangenem Verschollenheitsproklam des alten Judentums aus dem historischen Nachlass des armen Verstorbenen hervorgelangt — und mit diesem sich selbst diplomatisierenden Wissenschaftlichkeitsschein schreckt man die Alten und täuscht man die Jungen, und ersetzt die Sonne der alten, leuchtenden und wärmenden Sinai-Feuersglut durch einen künstlichen Feuerschein, der den Gesichtskreis des Volkes nur so weit erleuchtet, um es seine Nacht für hellen Mittag halten zu lassen und es mit Beruhigung und Begeisterung in seinem Abfall zu halten — und wir wundern uns, dass der Winter so lange dauert?

Was unsern Winter so dauernd erhält? Das ist die ganz abnorme Lage, in welche eben die Propaganda des Abfalls für ihre Zwecke unsere religiösen Gemeindeverhältnisse gebracht, und das ist die beklagenswerte Gleichgültigkeit, Ein- und Vorsichtslosigkeit, die dieses alles geschehen ließ und hintendrein zu schwach ist, dem einmal faktisch Gewordenen mit den Forderungen des Rechtes reich entgegenzutreten. Die Gemeinden mundtot, die Leitung in den Händen Abgefallener, die Oberleitung in Händen für die inneren jüdischen Angelegenheiten völlig inkompetenter Regierungsgewalten Rabbinatsstühle mit Kreaturen aller dieser Potenzen besetzt, somit das jüdische Leben unter der Banngewalt seiner Verächter oder seiner Verkenner — und wir vermöchten eine fröhliche Blüte des Judentums zu erleben? Und wir wundern uns, dass der Winter so lange dauert?

Und doch steht ר“ה לָאִילָנוֹת [4] in unserm Winterkalender, und doch ist auch in der Prüfungszeit unseres Judentums der fünfzehnte Schewat schon vorüber. Die Anzeichen dafür: Wir finden sie nicht in den vielen neuen, schönen Synagogen[5], die in der Neuzeit erstanden und entstehen, und in denen man gern eine Bürgschaft des rege gewordenen Geistes erblicken will. Sie sind uns keine Anzeichen des kommenden jüdischen Frühlings, wären es selbst dann nicht, wenn der Gottesdienst darin völlig der alte in ansprechender unangetasteter Gesetzlichkeit wäre. Sind es nicht und wären es nicht, solange das außersynagogale Leben kein jüdisches Blümchen unter dem nichtjüdischen Winterleichentuch durchblicken lässt, solange die Synagoge keinen Einfluss zur jüdischen Umwandlung des Hauses und des Lebens zeigt, so lange vor allem nicht vor der Synagoge die Schule vorhanden ist, in welcher die Söhne und Töchter für die Synagoge und für das Leben in jüdischem Geiste unterrichtet und gebildet werden.

Wir finden sie noch weniger in dem kirchlichen Umschwung der Zeit und in der Geneigtheit maßgebender Kreise zur Begünstigung „konservativer“ Richtungen in allen Verhältnissen und somit auch in der Gestaltung jüdisch-religiöser Gemeindeangelegenheiten; und darum auch nicht in der Schwenkung rechts, die selbst die Vorkämpfer der Abfallspropaganda, der parole du jour[6] Rechnung tragend, neuerdings zu machen für gut zu finden scheinen. (Seitdem wir dieses schrieben, ist diese Schwenkung selbst wieder schwankend geworden.) Wir beklagen die gedankenlose Vermengung des Judentums, des alten göttlichen Gesetzes mit Richtungen und Bestrebungen, mit denen es nichts gemein hat, zu denen es oft im diametralen Gegensatz sich befindet. Wir freuen uns nicht, das Judentum auf den Netzflügeln diplomatischer Zeitrichtungen getragen zu sehen. Wir zitterten, wenn es nur daher und darin seine Pflege finden sollte. Uns hat Judentum nichts zu schaffen mit dieser oder jener Richtung politischer Bestrebungen[7]. Es hat seinen eigenen, gottgewiesenen Gang durch die Zeiten zu machen, nicht aber die jeweilige Farbe des Tages zu tragen. Wir haben das Wort für das Judentum des alten göttlichen Gesetzes geführt in Zeiten als ganz andere Farben galten, und haben daher ein Recht, zu fordern, nicht mit Tagesrichtungen und Bestrebungen vermischt zu werden, die uns fremd sind und deren Prinzipien keine Stätte in unsern Anschauungen finden. Wir finden unsere Hoffnung nicht in Regierungsdekreten, die dem alten Judentum wieder zu seiner berechtigten Geltung verhelfen wollten; wir begrüßten sie allerdings als eine notwendige Sühne für das Unrecht, das Regierungsdekrete jahrelang dem alten Judentum gebracht. Allein wir beklagen diese ganze gouvernementale Influenz auf innere jüdische Religionsangelegenheiten, die eben die Abfallspropaganda provoziert hat, seitdem sie Regierungseinfluß zur Durchführung ihrer Absichten missbrauchte und den Abgang religionsgesetzlicher Legalität durch gouvernementale Sanktion ihrer sogenannten Reformen zu ersetzen bemüht war und damit eine Versündigung gegen das jüdische Gesetz, einen Gewissensdruck gegen die gesetzestreuen Brüder, und ein Unrecht gegen die Regierungen selbst verübt, die, gewiss meist in der besten Absicht, ihren Arm zur Umgestaltung von Verhältnissen zu leihen veranlasst wurden, zu deren Kognition[8] und Dezision[9] es ihnen in Wahrheit an aller Kenntnis und Kompetenz gebrach.

Nicht auf die Scala des politischen Zeitbarometers und nicht auf die Bureaux gouvernementaler Entschließungen blicken wir hin, wenn wir Trost für unsere jüdische Winterzeit suchen und Anzeichen zu finden hoffen, dass doch unser Chamischa-Assar[10] bereits gekommen. Nicht von außen, im jüdischen Innern muss sich der Frühling ankündigen, wenn wir der Hoffnung auf sein endliches Kommen Raum geben sollen, und gottlob, dort sucht das Auge nicht vergebens, wenn es seinen Frühlings-ר“ה [11] mitten im Winter unserer Zustände feiern will.

Gottlob, trotz allem, לֹֽא־אַלְמָ֨ן יִשְׂרָאֵ֤ל [12]— die jüdische Sache ist doch nicht mehr so ganz und gar verwaist! Es gibt doch schon selbst in großen Städten[13] zentrierten europäischen Lebens jüdische Männer der jüngeren Generation, die europäisches Wissen und europäische Bildung im sozialen, kommerziellen und industriellen Leben achtunggebietend repräsentieren, und doch mit Leib und Seele Juden, Juden alter jüdischen Gesetzestreue sind, die ihr Judentum mit begeisterter Hingebung im Familien- und Berufsleben verwirklichen, in diesem Judentum ihren Trost und ihre Beseligung, ihre Freuden und den Lohn ihres Daseins finden, die dieses Judentum als ihren Schatz vor Gott und als ihren Ehrenkranz vor Menschen bekennen und in ihm und an ihm die eigentliche Quelle ihres geistigen Daseins hegen.

Es sind doch schon die Erkenntnis der Täuschungen und der Schmerz um den Verfall in manches Gemüt und manchen Geist gedrungen, und es stehen doch schon, wie vereinzelt auch immer, Männer und Frauen zur Mitwirkung für die Heilung unserer Zeit bereit, die sich glücklich schätzen würden Gut und Blut hingeben zu können, um auch nur einen Stein zu dem Wiederaufbau des jüdischen Lebens herbeizutragen.

Es ist doch bereits die Sehnsucht nach der einzigen jüdischen Sonne, die Sehnsucht nach תּוֹרָה in manchen Kreisen wieder erwacht und hat zu Bestrebungen geführt, die Kenntnis der תּוֹרָה wieder heimisch zu machen im Gedankenkreis der Männer und Jünglinge, vor allem ihr wieder die Stätte zu öffnen im Unterrichts- und Erziehungsgebiet der Söhne und Töchter.

Und alle diese Regungen und Strebungen sind doch auch schon hie und da zur Tat geworden. Es haben sich doch bereits ganze Kreise von Männern in Achtung gebietender Weise erhoben, unberechtigte Weiterschreitungen und Eingriffe in das jüdisch-gesetzliche Heiligtum mit Erfolg zurückzuweisen. Es sind doch schon wiederum Vereine entstanden, um תּוֹרָהLernen im Kreise von Jung und Alt zu pflegen. Es sind doch schon einfache jüdische Landleute zusammengetreten und haben mit bedeutenden Opfern und unter standhaftem Kampf gegen feindseligste Schwierigkeiten der תּוֹרָה עִם דֶּרֶךְ אֶרֶץ [14], der jüdischen und sozialen Bildung eine großartige Stätte des Unterrichts und der Erziehung ihrer Kinder gegründet. Es haben sich doch bereits gesetzestreue Familien — jahrelang von abgefallener Mehrzahl gedrückte und verkümmerte Minoritäten — in reiner Begeisterung und darum mit Glück erhoben, und haben ihr Recht wieder erkämpft und haben das Wahrzeichen des alten jüdischen Gottesgesetzes wieder erhoben, und haben sich gesammelt um dieses Wahrzeichen und haben unter unsäglichen Kämpfen und bedeutendsten Opfern diesem Gottesgesetz wieder eine Gemeinde und ein Heiligtum und die Anstalten der Lehre und der Verwirklichung gebaut. Die Genossenschaft selbst, in deren Mitte diese Blätter erscheinen, ja, das Erscheinen dieser Jeschurun-Blätter selbst — wenn es ihnen einmal vergönnt sein dürfte von sich selber zu reden — und die Teilnahme deren sie sich erfreuen, dürften sie nicht selbst mit zu den Anzeichen gehören, dass unser חֲמִשָּׁה עָשָׂר [15] bereits gekommen?

Alle diese Erscheinungen sind freilich noch vereinzelt und selten, aber eben darum umso bedeutungsvoller und hoffnungsreicher. Wenn die Sonne glüht und die Pracht der Blumen und Blüten in üppiger Fülle unter der Gunst ihrer Strahlen die weite Erde deckt, da zählt die einzelne Rose nur in bescheidener Größe mit. Wenn aber noch Frost und Eis, Sturm und Erstarrung des Winters herrscht, dann bückst du dich überrascht und freudig zu dem vereinzelten Veilchen nieder, das sein Köpfchen durch die Schneedecke hebt, und gedenkst der Kämpfe, die es durchgemacht, und der Kraft, die es unter allen diesen Stürmen gezeitigt und drückst es seligheiter an deine Brust, hoffnungssicher, dass der Chamischa-Assar doch bereits da, auch der fünfzehnte Schewat selbst im Schaltfahr zum fünfzehnten Nissan führt, wo dann die Sonne glänzt und der Frühling lächelt und es dann am Himmel und auf Erden sichtbar ist, dass

„Der Winter vorüber, der Regen geschwunden,
Die Blüten sind auf Erden zu sehen,
Die Zeit zu singen ist da —“[16]


[1] Exodus 16:4 „ob es (das Volk) in meiner Lehre gehen wird oder nicht“ (Übersetzung Rabbiner S.R. Hirsch)

[2] Thora

[3] in bester Form, einwandfrei

[4] “Das Neujahr der Bäume“

[5] z.B. gerade jetzt in Magdeburg. Was Magdeburg gebraucht hätte, wäre eine Jeschiwa, und nicht so ein „Klotz“, der nur an Schabbat und Feiertagen geöffnet hat!!

[6] dem Tagesbefehl

[7] Und wie sie auch heute noch den Politikern hinterherlaufen, um sich von ihnen Gelder bewilligen zu lassen, für ihr jeweiliges „Judentum“!

[8] Der Begriff „Kognition“ (vom lateinischen cognitio für „Erkenntnis“) ist ein Sammelbegriff für Prozesse und Strukturen, die sich auf die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen beziehen. Dazu zählen u. a. Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache, Denken und Problemlösen sowie Intelligenz.

[9] Dezisionismus ist der Glaube an die Kraft der Entscheidung, weniger an deren Begründung. [Die Zeit, 03.12.2012, Nr. 49]

[10] Der 15. Schwat

[11] Frühlings-Neujahr

[12] Jeremia 51:5 „nicht verwitwet ist Israel“ Übersetzung Dr. Joseph Breuer

[13] London, Antwerpen, Zürich, Basel, Wien, New-York

[14] Thora im Verbund mit Allgemeinbildung

[15] 15. Schwat

[16] Hohelied 2:11-12

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