Ziel des Vereins ist die Errichtung einer Begegnungsstätte in der die Schriften von Rabbiner Samson Raphael Hirsch gelehrt, gelernt und aufbewahrt werden sowie die Förderung des religiösen und kulturellen Diskurses.

Im 19ten Jahrhundert gab es zwei große deutsche Rabbiner. Abraham Geiger (1810 bis 1874) und Samson Raphael Hirsch (1808 bis 1888). Dieses Jahrhundert war geprägt durch zahlreiche Übertritte (Konvertierung) vom Judentum zum Christentum. Im damaligen Deutschen Bund (1815 bis 1865) und dem nachfolgenden Norddeutschen Bund (1866 bis 1871) sowie dem Deutschen Kaiserreich (1871 bis 1918) war die Mitgliedschaft zu einer Religionsgemeinschaft zwingend vorgeschrieben. Es standen 3 Religionsgemeinschaften zur Auswahl: Evangelisch, katholisch, jüdisch. Mit diesem „Merkzeichen“ durchlief man Kindheit, Jugend, Berufsleben und Alter, bis hin zum Friedhof. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Schulsystem nicht nur nach Geschlechtern, sondern auch nach Konfessionen getrennt. Das hatte zur Folge, dass der berufliche Werdegang eines Menschen durch seine Religionszugehörigkeit von Anfang an geprägt war. Den christlichen Bürgern stand eine wesentlich größere Berufsauswahl zur Verfügung, was zur Folge hatte, dass sich insbesondere jüdische Intellektuelle vom Austritt aus dem Judentum hin zum Christentum einen wirtschaftlichen Erfolg erhofften.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch war der Gründer der Neo-Orthodoxie. Sein Ziel war es durch Aufklärung der Inhalte jüdischen Lebens, den Mitgliedern der jüdischen Gemeinden eine stärkere Verankerung im Judentum zu ermöglichen. Dazu verfasste er diverse Schriften auf Deutsch. Das ist insofern bedeutend, da im orthodoxen Judentum, religionsbezogene philosophische Texte auf Hebräisch veröffentlicht wurden. Er erkannte aber, dass ein großer Teil der jüdischen Gemeindemitglieder im deutschsprachigen Raum, nur noch geringe Kenntnisse der hebräischen Sprache hatten. Deshalb veröffentlichte er alle seine Werke auf Deutsch.

Die Neo-Orthodoxie Rabbiner Hirschs schien verloren gegangen zu sein, wären nicht in anderen deutschsprachigen Gemeinden wie z.B. in Zürich, Basel oder auch Wien Initiativen zur Wiederbelebung seiner Schriften aufgeblüht. So sind zwischenzeitlich viele seiner Schriften wieder neu aufgelegt und nicht nur dem am orthodoxen Judentum gelegenen Publikum zugänglich gemacht worden.

Der Initiativkreis möchte interessierten jüdischen und nicht-jüdischen Menschen die Gelegenheit bieten, sich mit den Schriften Rabbiner Hirschs zu beschäftigen, um sie zu studieren. Dazu haben die Initiatoren als ersten Schritt sich überlegt, eine Internetplattform unter dem Namen www.hirschinitiative.de ins Leben zu rufen. Hauptbestandteil dieser Plattform wird das Magazin sein, das monatlich erscheinen soll. Darüber hinaus soll auf der Plattform u.a. auf bereits vorhandene Nachdrucke der Schriften Rabbiner Hirschs hingewiesen und diskutiert werden, als auch nach Schriften gesucht werden, die in den verschiedensten Archiven weltweit – zum Glück – gelagert werden, um sie in diesem Portal interessierten Lesern zur Verfügung zu stellen. Dadurch soll die Aktualität und Lebendigkeit der Schriften Rabbiner Hirschs zum Ausdruck gelangen.

Als weiteren Schritt sind Lehrveranstaltungen zu den verschiedensten Themenbereichen zu Hirschs Schriften aber auch seiner Biografie betreffend vorgesehen. Die Veranstaltungen können über Zoom oder ein anderes digitales Medium, aber auch in Form von Wochenendseminaren stattfinden.

Als letzten Schritt wünschen sich die Initiatoren eine „Rabbiner  Samson Raphael Hirsch-Begegnungsstätte“.

Das Leben von Rabbiner Samson Raphael Hirsch

Ausbildung

Samson Hirsch wurde in Hamburg als Sohn der Kaufleute Raphael Arje Hirsch und seiner Frau Gela, geb. Herz, am 20. Juni 1808 (24.Siwan) als ihr erstes Kind geboren. Seine Ausbildung erhielt er bei seinem Großvater, Rabbiner Mendel Frankfurter und seinem Vater sowie bei dem in Hamburg amtierenden Rabbiner Chacham Bernays. Mit 14 Jahren kam er zur Ausbildung in das Geschäft seines Vaters, blieb dort jedoch nur ein Jahr, da ihm der Beruf des Kaufmanns nicht lag. Er bat seinen Vater, ihm eine klassische Rabbinerausbildung angedeihen zu lassen. Als dieser einwilligte wurde er ganztägig in die Jeschiwa von Chacham Bernays aufgenommen, die er bereits zuvor halbtägig besuchte. Mit 20 Jahren (1828) wurde er von Chacham Bernays zum Rabbiner ordiniert. Zur weiteren Ausbildung ging Hirsch nach Mannheim zu Oberrabbiner Jakob Ettlinger. Dort blieb er zwei Jahre. Danach wechselte er auf die Universität Bonn, wo er klassische Sprachen, Geschichte und Philosophie studierte.

Norddeutschland und Mähren

Bereits 1830 wurde er als Rabbiner nach Oldenburg gerufen, wo er dann 1831 heiratete. Mit seiner Frau Hanna, geb. Jütl, bekam Hirsch insgesamt 11 Kinder. 1841 wurde Hirsch zum Oberrabbiner in Emden berufen. Von dort aus hatte er etwa 20 Gemeinden zu betreuen. 1847 folgte er dem Ruf nach Nikolsburg, wo er als Oberlandesrabbiner von Österreichisch-Schlesien und Mähren bis 1851 blieb.

Frankfurt am Main

1849/1850 wurde es etwa 11 orthodoxen Familien in Frankfurt am Main von Seiten der Behörden gestattet eine eigene Gemeinde zu Gründen. Sie nannten diese Gemeinde „Adass Jeschurun“. Dieser Gemeinde stand für kurze Zeit Rabbiner Sachs aus Berlin vor. Als dieser aus persönlichen Gründen die Gemeinde nicht mehr führen konnte, wandte man sich an Rabbiner Hirsch. Trotz des starken Bemühens der Gemeinden in Mähren, Rabbiner Hirsch in Nikolsburg zu halten, folgte er 1851 dem Ruf nach Frankfurt. Dort wirkte er 37 Jahre bis zu seinem Tod am 31. Dezember 1888 (27 Tewet). 1876 trennte sich die Gemeinde „Adass Jeschurun“ komplett von der Einheitsgemeinde (auch „Großgemeinde“ genannt). Diesem Beispiel folgten Gemeinden u. a. in Berlin, Heilbronn, Karlsruhe, Köln, Mainz, Wiesbaden, Wien und Zürich. Während seiner Amtszeit in Frankfurt wurde eine Mikwe, eine Schule für Knaben, später auch eine für Mädchen und eine Synagoge errichtet. Unter seiner Leitung wuchs die Gemeinde schnell auf mehr als 1000 Mitglieder an. Seit 1854 wurde die Monatszeitschrift „Jeschurun“ unter seiner Leitung herausgegeben. Diese Zeitschrift fusionierte 1870 mit der Zeitschrift „Der Israelit“. Das Erscheinen dieser Zeitung wurde erst 1938 durch die Nationalsozialisten eingestellt.

Namensänderung

Seine Namensänderung in Samson Raphael Hirsch ist nicht ganz geklärt. So nannte er sich teilweise Samson ben Raphael Hirsch. Aber bereits die Herausgabe des „Chorew“ zeichnete er mit Samson Raphael Hirsch. Sein erstes Buch „19 Briefe über das Judentum“ erschien unter dem Synonym „Ben Usiel“. 

Werke

19 Briefe über das Judentum
Herausgegeben unter dem Pseudonym Ben Usiel
1836, Altona 
 
Chorew, Versuch über Israels Pflichten in der Zerstreuung
1837, Altona
 
Die 5 Bücher der Tora, Übersetzt und kommentiert von
Samson Raphael Hirsch
1867-1873, Frankfurt
 
Psalmen, Kommentar und Übersetzung
Samson Raphael Hirsch
1883, Frankfurt
 
Nach seinem Tod veröffentlich
Siddur Tefilot Israel
1895, Frankfurt
Von 1853 bis 1869 erschien unter der Federführung Rabbiner Hirschs die
Monatszeitschrift „Jeschurun“
 
Gesammelte Schriften, Bd. 1-6
Artikel aus der Zeitschrift „Jeschurun“
Gesammelt und zusammengestellt von Dr. Naphtali Hirsch
1902-1912, Frankfurt
 
Biografien
Im Kampf für Gott!, Samson Raphael Hirsch, Sein Leben und Wirken,
Chawa Krukal-Breuer
2014, Basel
 
„Rabbi Samson Raphael Hirsch“, E.M. Klugmann
ArtScroll Verlag, Englisch
1996, New York