Einige Blicke in Israels Magna Charta

König „Johann ohne Land“ (* zwischen 25. Dezember 1166 und 6. Januar 1167; † 19. Oktober 1216 auf Newark Castle, Newark-on-Trent) wurde durch die Barone gezwungen die „Große Urkunde der Freiheiten“ (Magna Charta Libertatum) am 15. Juni 1215 zu unterzeichnen. Die Magna Carta verbriefte grundlegende politische Freiheiten des Adels gegenüber dem englischen König, dessen Land seinerzeit Lehen des Papstes Innozenz III. war. Der Kirche wurde die Unabhängigkeit von der Krone garantiert. Doch der König wandte sich schon bald an seinen Obersten Lehnsherren, den Papst Innozenz III. der die Magna Carta bereits am 24. August 1215 für nichtig erklärte und jedem, der sie befolgte, die Exkommunikation in Aussicht stellte. (Dieser Text wurde unter Zuhilfenahme von Wikipedia erstellt)

Der nachfolgende Artikel von Rabbiner Samson Raphael Hirsch s“l wurde in der Zeitschrift „Jeschurun“ 6. Jahrgang, Heft 7, im April 1860 veröffentlicht. Er gibt Einblick in die „Jüdische Urkunde der Freiheit“ die uns von Gott verbrieft wurde. Den Artikel finden Sie in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main unter https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2932885.

Der Text wurde dem heutigen Sprachgebrauch leicht angepasst und mit Erklärungen versehen von Michael Bleiberg.

וְיִקְח֣וּ לָהֶ֗ם אִ֛ישׁ שֶׂ֥ה —[1]

Es war nun bereits vor über dreitausend Jahre, da gab es in Mitte eines festgegliederten, machtstolzen Staates eine Menschenmasse, auf welche die ganze übrige Bevölkerung wie auf einen Auswurf der Menschheit herabblickte. Was ihrem Stamm bereits vor Jahrhunderten verkündet worden[2], das hatte sich in schrecklicher Wirklichkeit an ihnen vollzogen. Sie waren seit Jahrhunderten heimatlos, ja, hatten noch nie eine Heimat gehabt. Nur in den Zukunftsträumen ihrer Hoffnungen lebte ihnen der Gedanke eines eigenen, berechtigten Bodenbesitzes. Aber noch hatte keinem die Wiege auf eigener Erde geschaukelt; das Feld, das in fernem Lande die Gräber ihrer ersten Stammeltern einschloss, war ihr einziger fester Besitz hienieden auf Erden. Und so waren sie „Fremdlinge“ der „Boden“ unter ihren Füßen „לֹא לָהֶם, war nicht ihnen“, trug nur mit Widerstreben ihren Schritt, und mit dieser, nirgends berechtigten, Bodenlosigkeit war ihr tränenreiches Geschick entschieden. Sie standen der übrigen Bevölkerung im Wege. Die Luft, die sie atmeten, betrachtete man als Raub und hielt sich berechtigt ihre Verminderung zu dekretieren[3] und sich die Duldung der Vorhandenen durch die Dahingebung ihrer ganzen Existenz an den „Staatsvorteil“ und durch die unmenschlichsten Lasten bezahlen zu lassen. Von dem Recht, auf welches jeder Mensch kraft seines Menschseins einen von dem Einen Einzigen Gott allen gleich unverlierbar zuerkannten Anspruch hat, von diesem göttlichen Kreditiv[4] der Menschen-Würde war bis auf die leiseste Ahnung die letzte Spur verwischt. Der materielle Besitz war der Boden des persönlichen Rechts geworden — wer nicht hatte, war nicht — und es war nicht die berechtigte Persönlichkeit die Wurzel alles menschlichen Besitzes. In dieser Umkehrung aller Begriffe waren auch die Menschen des berechtigten Staatskreises zu völlig unfreiem Gut an den sogenannten Staatszweck verfallen. Der Staatszweck hatte seine Schablone fertig, in welche jeder seiner Angehörigen hineingeboren ward. In den sogenannten Beruf ging alles auf und dieser Beruf war für jeden von vornherein von Staatswegen fixiert. Priester, Soldaten, Handwerker, Bauern wurden ihm geboren; Menschen kannte er nicht.

In Mitte dieser aus der Scholle wachsenden Berufsleute war für die heimatlosen, weil bodenlosen, Menschen aus der Freude, für jene Menschen von Jenseits, עֲבָרִים, kein Raum. Sie waren von selbst dazu verdammt den übrigen, „berechtigten“ Klassen unter die Füße geworfen zu werden und sich nur so viel Dasein und Bewegung eingeräumt zu sehen, als dem Dasein und der Bewegung der Übrigen frommte. Sie waren „Fremde“, „der Boden unter ihren Füßen war nicht ihnen“, darum „mussten sie ihnen dienen“ und man „peinigte sie“ vierhundert Jahre.

Abrams Nachtgesicht zwischen den zerstückten Leibern hatte sich furchtbar erfüllt.[5]

Die Geschlechter seiner Nachkommen hatten alles, was der Mensch an Stieres-Kraft, an Widder-Macht und an Ziegen-Stärke und an Tauben-Geduld und Aufschwung besitzt, dem göttlichen Verhängnis willenlos zu Gebote gestellt.

(קְחָ֥ה לִי֙ עֶגְלָ֣ה מְשֻׁלֶּ֔שֶׁת וְעֵ֥ז מְשֻׁלֶּ֖שֶׁת וְאַ֣יִל מְשֻׁלָּ֑שׁ וְתֹ֖ר וְגוֹזָֽל. Eine aufmerksame Prüfung der Opfergesetze und der Ausdrucksweise der heiligen Schriften zeigt das Stiergeschlecht als Repräsentanten der schaffenden (Menschen-) Kraft, Widder als Repräsentanten der besitzenden Macht und das Ziegengeschlecht als Repräsentanten, der widerstehenden Stärke, Schafe und auch Schafe und Ziegen zusammen als spezifische Weidegattung, als Repräsentant der Gott als ihren Hirten folgenden Persönlichkeit. שלש im Piel heißt dreimal wiederholen, 1 Kön. 18, 34; אילים שלשה etc. wären drei Widder zu gleicher Zeit hingeführt, איל משלש ist aber: drei Widder einzeln einer nach dem andern hingestellt: „nimm mir dreimal eine Kälbin, dreimal einen Widder und dreimal eine Ziege!“ und entspricht dies den drei nacheinander folgenden Geschlechtern, die nach einander das Schicksal zerstückter, aber ihrer Wiedervereinigung harrender Leiber tragen sollen,[6] ודור רבעי ישובו הנה , Anm. von Rabbiner S.R.Hisch)

Sklaverei hatte des Stieres Kraft gebrochen und den freien Nacken an den Arbeitspflug des Pharaonischen Staats gejocht. Fremde hatten an der Wurzel die Widdermacht zerschnitten und die in Wohlstand erblühte Jakobsfamilie in Armut und Elend verkümmert. Tyrannei hatte jeden Widerstandsmut erstickt und die machtlosen Sklaven jeder Qual erfinderischer Bosheit preisgegeben. Drei Geschlechter der Hebräer waren geschlachtete und zerstückte Leiber geworden und schienen schon dem Aas-witternden Raubvogel verwegener Menschendespotie willkommener Fraß. Allein dieser gewahrte nicht die selbst in der Todeslage dieser Volksleichen offenbar werdende höhere Hand. Sah nicht wie „die Stücke eines dem andern gegenüber geordnet“ trotz ihrer Zerstückelung nur ihrer Wiedervereinigung harrten. Sah nicht, wie der Tyrannei alles zu brechen gelungen, nur die Taubengeduld nicht und die sich hingebende Ergebung nicht und nicht den über die Erde und ihre Sorgen und ihre Gewalten in unerreichbare Höhen frei sich aufschwingenden Vogelaufflug zu Gott. Sah nicht, wie der Abrams-Bund und die Abrams-Verheißung und זְכוּת [7]אָבוֹת über den der Auferstehung harrenden Leichen schwebten und sie gegen die Klaue des Raubgeflügels schützten. Sah endlich nicht, wie diese ganze bange, düstere Zeit, [8]אֲשֶׁר עָבַר בֵּין הַגְּזָרִים הָאֵלֶּה, die zwischen diesen Zerstückten dahingegangen und sie in harrender Trennung erhalten, nicht Auflösung und Verwesung, wie sie vielmehr nichts als „Rauch eines läuternden Ofens und einer erleuchtenden Fackel“ gewesen — תַנּ֤וּר עָשָׁן֙ וְלַפִּ֣יד אֵ֔שׁ — die diesen Stamm der Abrahamiden für die große Zukunft vorbereiten sollte, die ihrer harrte.

Als daher die Zeit sich erfüllt hatte und die düstere Nacht noch düsterer geworden war, da rief der allmächtige Gott sein: [9] חַיּוּ!“, über die Leichen hin und hub die Erstorbenen vom Boden und fügte die Zertrennten zur lebendigen Einheit und baute von den ersten Rudimenten an einen Volkskörper auf und hauchte ihm einen Lebensgeist ein, der ihn fortan zu der unsterblichen Nation unter den steigenden und fallenden Nationen der Erde machen sollte, und ihn als solchen erhalten hat bis auf diesen Tag.

Und nun — wenn nun noch heute, so oft die Natur ringsum ihre Auferstehung feiert, wir, die Söhne dieser zur geschichtlichen Unsterblichkeit auferstandenen Nation, auch unser geschichtliches Auferstehungsfest feiern, und mit dem Kelch des ewigen Heils in Händen in begeistertem Halleluja unserer geschichtlichen Unsterblichkeit gedenken: sollen wir da nicht einmal zurückschauen und hineinschauen in die Urkunde, die uns das lebendige Habeas-Corpus-Wort[10] Gottes aufbewahrt, mit welchem Gott die Lineament[11] dieses unsterblichen Volkskörpers gewoben und ihm die ersten Atemzüge seines ewigen Geistes eingehaucht?

קְחָה לִי , „Nimm mir!“ Nicht blos: „Gib mir!“ „Nimm mir!“ d. h. mit voller, freibeherrschender Willenskraft über das, was du mir gibst, gib mir hin alles, was deine folgenden drei Geschlechter an Tatkraft, Besitzesmacht und Widerstandsstärke besitzen! Das, was das erste Wort, mit welchem das vierhundertjährige wehvolle Kreißen der jüdischen Volksgeburt eingeleitet worden.

וְיִקְחוּ לִי, „Lasse sie sich nehmen!“ Das war wiederum das erste Wort, mit welchem nach überstandenen Geburtsnachtjahrhunderten Gott den Enkeln, dem vierten Geschlecht wieder zurückzugeben begann, was ihm drei vorangegangene Geschlechter mit williger Ergebung blutend dahingegeben hatten. וְיִקְחוּ לִי, nehmen sie sich

אִישׁ“ „Jeder!“ Das ist der erste Zug in der Charakterbildung des von Gott aufgerichteten Volkes. Jeder! Auf das persönliche Selbstbewusstsein eines jeden Individuums in diesem Volk, nicht auf ein abstraktes Nationalbewusstsein hat Gott seine Nation gebaut, das zuletzt nur der Nation als der Idee eines Begriffes innewohnte, aber in keiner einzigen wirklichen, mit warmem Lebensblut pochenden Menschenbrust eines Bürgers anzutreffen wäre; nicht auf solche wesenlose Abstraktionen, und auch nicht auf jenen, das eigentliche Volk, als die „Brot essende Menge“, der Beschränktheit der niederen Sinne überantwortenden, den eigentlichen geistigen Nationalberuf aber nur für die „Spitzen der Gesellschaft“ für die Gebildeten, die Vornehmen, für die kirchlichen und staatlichen Leiter der Nation bewahrenden Organismus, hat Gott sein Volk gestellt, dass die geistige Arbeit der Nation nur im Schoße ihrer „Repräsentanz“ zur Lösung käme, wie der Kalmücke[12] sein Gebet — durch seine Windmühlen — stellvertretend — abschwingen lässt. “ אִישׁ “ „Jeder!“ war der weckende Ruf, der Israel aus seiner Grabesnacht hervorrief. Und wenn dieses Volk so zahlreich wäre wie Sand am Meer, in dem letzten wie dem ersten soll die ganze Nation gegenwärtig sein, jeden hat Gott aufgerufen und ruft Gott auf, sein Volk mitbilden zu helfen, keines kann diese Nation entbehren, auf jeden wird mit ganz gleichem Ernst gezählt. וְיִקְחוּ לָהֶם אִישׁ, Jedem hat Gott mit seinem „entlastenden“, „freimachenden“, „auslösenden“ und „erwählenden“ Erlösungswerk Selbstständigkeit und Freiheit, Menschenwürde und Israelsberuf erteilt. Gott kennt sein Volk nur in jedem Einzelnen; und wie Er es auf seinen ferneren Zügen immer wiederholt und wiederholt in allen seinen einzelnen Männern zählt und dieses Bewusstsein des Selbstwertes und der persönlichen Bedeutung in jedem Einzelnen immer aufs Neue belebt wissen wollte, so war auch und bleibt für alle Folgezeit das Pessachopfer, dieser jüdische Konstitu-tionsakt, zu gleicher Zeit קָרְבָּן צִבּוּר[13] und [14]קָרְבַּן יָחִיד; es war ein Nationalakt, der aber nicht von der Nationalrepräsentanz, sondern von jedem Einzelnen zu vollziehen war, und der eben dadurch zum Nationalakt wurde, dass ihn die Nation in allen ihren Gliedern gleichzeitig gleichartig beging. Nenne man diesen ersten Grundzug des jüdischen Nationalcharakters: Stolz. Es ist der Stolz der Menschenwürde und des Menschenbewusstseins. Es ist das stolze Bewusstsein nicht dessen, was man ist, sondern dessen, was man soll, und das ist jenes energievolle Selbstgefühl, das den Menschen nie ganz sinken lässt und ihn ewig treibt zu werden, wozu das sittliche stolze Selbstbewusstsein das Höheziel als die jedem erreichbare Bestimmung mit beschämender und spornender Mahnung unablässig vorhält.

[15]שֶׂה, Den „Stier“, den „Widder“, die „Ziege“, — die Kraft, die Macht und die Stärke, — hatten drei in Elend dahingegangene Geschlechter Gott opferfreudig dahingegeben. Das „Lamm“ das Gott als seinem Hirten fröhlich folgende Wesen — war das erste, das Gott der zur Selbstständigkeit wieder aufgerichteten Persönlichkeit seines Volkes zurückgab. Die schmerzduldende Ergebung in ertötende Schicksalsjahrhunderte hatten sie gelernt. Die fröhlich heitere Dahingebung an die Führung ihres Lebenshirten, die heiter willige Folgsamkeit gegen Gott, ihren Hirten, sollten sie lernen. „Lämmer“—[16] וְאַתֵּ֥ן צֹאנִ֛י צֹ֥אן מַרְעִיתִ֖י אָדָ֣ם אַתֶּ֑ם — „Lämmer“, seine Schafe, „Schafe seiner Weide“ müssen sie alle werden, müssen alle also nun sich von ihm zum Leben führen lassen, wie sie sich von ihm in den Tod führen ließen, wenn sie die Kraft und die Macht und die Stärke wieder gewinnen, wenn sie „Menschen“ werden wollen. Dieser Gehorsam gegen Gott ist der zweite charakteristische Zug im Bild des Gottesvolkes. Selbstständig alle. Alle gleich, alle im Bewusstsein des gleichen Wertes und der gleichen Würdigkeit; aber alle auch gleich in der gleichen Unterordnung unter Gott:  שה – איש!

Und: „אִ֛ישׁ שֶׂ֥ה לְבֵית־אָבֹ֖ת שֶׂ֥ה לַבָּֽיִת[17], das ist der dritte und vierte Zug der Israel charakterisiert. Jeder, in dem vollen Gefühl der Selbstständigkeit, mit gänzlicher Hingebung Gott untergeordnet; aber, nach göttlichem Willen, mit aller Innigkeit dem Eltern-Haus aufwärts und dem von ihm selbst zu erbauenden Haus abwärts angehörig! אִישׁ לְבֵית אָבוֹת וּלְבָיִת, das ist der Grundstein des jüdischen Volkes. Jeder Jude aus der seinem leiblichen, sittlichen Wesen fürsorgenden Elternliebe hervorgegangen, und die Aufgabe in erster Linie als seines Strebens Ziel erkennend: selbst wieder ein Haus zu bauen und in der leiblichen, sittlichen und geistigen Pflege seiner Kinder den Zoll der Liebe abzutragen, den er seinen Eltern schuldet. Nicht umsonst ist Familienreinheit eine so wesentliche Vorbedingung der jüdischen Nationalentwicklung, nicht umsonst war sie —[18] לֹא גִּלוּי עֲרָיוֹת — das erste Verdienst, das Israel der Erlösung und der Erwählung zu seiner großen weltgeschichtlichen Aufgabe würdig machte. Wenn [19]לֹא שִׁנוּ שְׁמָם וּלְשׁוֹנָם, wenn sie mitten unter den herbsten Geschicken das Bewusstsein ihrer eigentümlichen Sendung und den in ihrer Sprache sich vererbenden Schatz eigentümlicher Weltanschauung und Begriffe nicht verloren: war das durch andere Tugend zu erreichen als durch keusche Reinheit der Geschlechter, anders, als dass kein Jude nur so dem Ungefähr in die Arme geworfen und dem Zufall als Pflegevater übergeben worden, sondern dass jeder jüdischen Menschenspross ein Vater und eine Mutter da standen, die in vereinter Liebe dem werdenden Juden auf ihrem Schoße und dem heranreifenden Juden in ihrem Umgang in Beispiel und Wort alle die Eindrücke und Bildungseinflüsse brachten, die die Erziehung nur geistig und sittlich vollenden lassen, was die Zeugung und Geburt leiblich begonnen? Und wenn das ganze Judentum darauf gebaut ist, dass jeder Jude für eine bestimmte Lebensaufgabe geboren, für diese bestimmte Lebensaufgabe erzogen und dieses geistige Erbe gottgeoffenbarten Lebensberufes von Geschlecht zu Geschlecht überliefert werde: kann dieses Judentum zur Wahrheit und Verwirklichung kommen wenn das Kind — die Sprosse des werdenden Geschlechtes — keinen Vater hat, der ihm das geistige jüdische Erbe übergibt, und kein Haus hat, in welchem es in der bildenden Atmosphäre des reinen jüdischen Lebens für dieses geistige Erbe heranblüht? Aus einem Haus stammen und ein Haus bauen —בֵּית אָבוֹת וּבַיִת — das umfasst daher alles Glück und alle irdische Seligkeit und den ganzen sittlichen Beruf des Juden — und nicht des Menschen auch? Und ist nicht eben so auch Grundbedingung der Wohlfahrt und der sittlichen Vollendung der Nationen? Nicht auch ebenso Vorbedingung für alle Hoffnungen der Menschheit? O, dass überall wo über Völkerglück und Nationalwohlfahrt, über Gesittung und Bildung der Völker, über Heil und Frieden der Menschen und der Menschheit beraten wird, o, dass sie herschauten auf dieses erste Blatt der großen, von Gott verliehenen Magna Charta des Gottesvolkes! Nicht in den Kabinetten der Fürsten, nicht auf den Feldern der Schlachten, nicht in den Werkstätten der Industriellen, nicht in den Hallen der Geschäfte, nicht einmal in den Hörsälen und Bildungsstätten der Wissenschaften und Künste, auch nicht in den Tempeln der Gottesverehrungen — in den Häusern, in den Häusern wird über Glück und Unglück, über Blüte und Elend der Völker und Menschen entschieden. Zeugt reine Menschen, sorgt, dass in Palästen und Hütten jede Menschensprosse von Mutter- und Vaterliebe empfangen, gepflegt, erzogen und herangebildet werde, und dass alle eure Menschen ihre Vater- und Mutter-Kräfte dem Bau eines Hauses heilig halten, — erleichtert, fördert, stützt diesen reinen Bau der Menschenhäuser, — „schafft Häuser!“ — und ihr habt dem Wohl eurer Menschen, Völker und Staaten an der Wurzel fürgesorgt, habt dafür gesorgt, dass auf Thronen und in Hütten die höchsten und gewöhnlichsten Angelegenheiten der Menschen reinen Händen, reinen Gemütern, reinen Geistern übergeben werden, und der Geist der Sittlichkeit der Geist der nur in Häusern erblühenden, sich hingebenden, sich seiner selbst entäußernden Liebe, der Regierende und Regierte, Industrie und Gewerbe, Wissenschaft und Kunst, der Religionen und Tempel durchdringen und beherrschen wird, wird aus allem diesen und mit allem diesen und durch alles dies die Wohlfahrt und den Frieden, das Glück und das Heil erblühen lassen, die vergebens auf anderem Wege gesucht werden. Es gibt kein Surrogat[20] für das Haus. Lasst Unsittlichkeit immer mehr und mehr das Haus zur Lüge machen, lasst immer mehr Kinder der kalten Fiktion eures Staates und nicht der warmen Liebe eines Elternhauses geboren werden, lasst immer mehr und mehr Kinder ohne Väter, Väter ohne Kinder die Populationszahl eurer Bevölkerung voll, und von oben herab sittliche Häuslichkeit zum Gelächter machen, und all eure Politik und Diplomatik, all eure Volkswirtschafts- und Volksbildungs-Theorien und -Anstalten, all eure Industrie und Gewerbe, all eure Kunst und Wissenschaft, all eure Schulen und Hörsäle, Kirchen und Kommunalbestrebungen werden eure Menschheit nicht vor dem Untergang retten. Ihr baut Paläste und seht nicht, dass ihr auf Sümpfe baut. O, die „alten Rabbinen“ schauten der Frage um das Völkerheil tief ins Herz hinein, als sie an der Hand der Gottesschrift und beim Anblick der wiederholten Zählung des Volkes nach Familien und Häusern sich äußerten wie folgt: „Als Israel das Gesetz empfing, beneideten es die Völker der Welt: ‚weshalb werden diese Gott näher zu stehen gewürdigt als die anderen?‘ Schloss ihnen der Allheilige den Mund mit dem Worte: Bringet mir die Urkunden eurer Abstammungen, wie es heißt, bringet Gott die Familien der Völker, wie meine Söhne sie bringen, die sich nach ihren Familien geboren wissen und nachzuweisen vermögen! Darum zählte er sie am Anfang des vierten Buches nach dem Schluss der Gesetzgebung im dritten. ‚Dies sind die Gesetze, die Gott Moses für Israels Söhne auf dem Sinai geboten!‘ so schloss das dritte Buch, ‚Nimm die Häupter der ganzen Gemeinde der Söhne Israels nach ihren Familien, nach ihren Elternhäusern auf!‘ beginnt sofort das vierte; denn Israel ward nur würdig das Gesetz zu empfangen durch die Reinheit ihrer Familien-Abstammungen. — Israel ward schwankend in dieser Reinheit. Sie kamen nach Schittim[21]. Das Volk fing an auszuschweifen. Freuten sich die Völker: ‚Die Krone, die sie hatten, ist ihnen also genommen! Der Ruhm dessen sie sich rühmten ist also dahin! Sie sind uns nun gleich!‘ Tötete Gott alle, die sittlich verderbt geworden, und stellte sie in ihrer Reinheit wieder her. Sofort heißt es wieder: Es war nach den Sterben — da sprach Gott zu Mosche und Elasar: ‚Nehmt auf die Häupter der ganzen Gemeinde der Söhne Israels!‘“

Und „שֶׂ֥ה לְבֵית־אָבֹ֖ת שֶׂ֥ה לַבָּֽיִת“: und nun jedes Haus mit seinen aufsteigenden und absteigenden Kinder- und Eltern-Gefühlen und Gedanken, Sorgen und Bestrebungen, Aufgaben und Leistungen: שֶׂ֥ה, Gegenstand der göttlichen Fürsorge und Leitung und mit vertrauensvoller Hingebung der fürsorgenden Leitung Gottes folgend, und אִ֛ישׁ שֶׂ֥ה לְבֵית־אָבֹ֖ת שֶׂ֥ה לַבָּֽיִת, und jeder sich nur im Zusammenhang aufwärts und abwärts, als Sohn und Tochter, als Bruder und Schwester, als Vater und Mutter, als Gatte und Gattin begreifend, so nur, nur als Glied oder Träger eines Hauses oder als beides zugleich sich Gott darstellend, so nur sich als Augenmerk der göttlichen Fürsorge wissend, und sich nur als solche der Leitung seines Lebenshirten hingebend, das sind die Menschen, aus welchen Gott sein Volk konstituiert,[22] וַיַּ֥עַשׂ לָהֶ֖ם בָּתִּֽים, Häuser baute er ihnen zuerst.

[23]„וְאִם־יִמְעַ֣ט הַבַּיִת֮ מִהְיֹ֣ות מִשֶּׂה֒“, usw. „Und wenn das Haus zu klein ist um von einem Lamme zu sein so nehme er und sein Nachbar, der seinem Hause nahe ist, nach Erfordernis der Seelen —“ Siehe da den fünften Grundstein zur Konstituierung des Gottesvolkes: ה֗וּא וּשְׁכֵנ֛וֹ! „Er und sein Nachbar!“ Die Familie zuerst! Das eigene Haus mit seinen in demselben und durch dasselbe vor Gott repräsentierten, von Gottes Leitung geführten, von Gottes Fürsorge getragenen Glieder zuerst! Aber wenn das Haus zu klein ist um für sich allein der göttlichen fürsorgenden Führung als ein Lamm seiner Herde sich darzustellen, — wenn das Lamm — der von Gottes Fürsorge gespendete Segen — zu groß ist für den kleinen Kreis den das Haus umschließt — somit denn Überfluss auf der einen Seite und Mangel auf der andern, oder auch gleiche Beschränktheit an Seelen oder Gütern auf beiden Seiten, also: das ungleiche Verhältnis der Familien-Seelen zu den Familien-Gütern führt die Familie zur Familie, rückt das Haus an das Haus, knüpft das Band zwischen Nachbar und Nachbar, macht zwei Häuser zu einem vor Gott und eint die Familien zur Gesellschaft. Und nun wiederum siehe das Gotteswort in dieser Magna Charta! Nicht zunächst die Not, der Überfluss, nicht die Hilfsbedürftigkeit, sondern das Liebesbedürfnis, nicht das Mitleid somit, sondern die Pflicht eint die Häuser und Familien des Gottesvolkes zur Gesellschaft, zum Volk. Nicht der Arme zunächst hat nach dieser Konstitutions-Urkunde den Reichen, der Reiche hat den Armen zu suchen, und auch den Überschuss des ihm unter Gottes Leitung werdenden Segens zu der Menschen-Dasein und Leben nährenden und fördernden Verwandlung göttlicher Bestimmung gemäß zu bringen. „Wenn das Lamm für die wenigen Glieder seines Hauses zu viel ist, so hat er den Nachbar zu suchen, damit er gemeinschaftlich mit ihm die durch das Lamm zu repräsentierende Gesellschaft: [24] חֲבוּרָה bilde; denn — wie vom Manna nichts auf den andern Tag bewahrt werden durfte, und was Eigennutz oder Geiz auf den andern Tag versparte, den Würmern verfiel — also war von dem Lamm nichts auf den andern Morgen übrig zu lassen und was übrig gelassen war musste in Feuer verbrannt werden.“ Wer darum an dem Lamm zu viel hatte musste sich Genossen zu seinem Überfluss suchen! und

„אִ֚ישׁ לְפִ֣י אָכְל֔וֹ תָּכֹ֖סּוּ עַל־הַשֶּֽׂה[25]! „in dieser Vereinigung soll jeder nur als berechtigter Mitgenießer mitgezählt und mitberücksichtigt werden!“ In der jüdischen Gesellschaft, in der Gemeinschaft des Gottesvolkes soll jeder nicht seine Selbstständigkeit einbüßen sondern vielmehr gewinnen, soll in diesem Aneinanderschluss erst recht zum Selbstgenuss seiner selbst gelangen! Und vor allem tritt da der große Satz der Überlieferung hervor: [26]נִמְנִין וּמוֹשְׁכִין אֶת יְדֵיהֶם מִמֶּנּוּ, עַד שֶׁיִּשְׁחַט! Es büßt keiner durch diesen Anschluss an den Kreis des andern, durch dieses empfangende Eingehen in den häuslichen Verein des andern die freie Selbstbestimmung ein! Keiner wird durch die Teilnahme an dem Tisch des andern diesem verfallen. Er kann immer wieder ausscheiden und sich einem andern anschließen! Für den Nexus[27] der Klientenabhängigkeit ist kein Raum im Organismus des Gottesvolkes. Auch des Ärmsten Haupt bleibt aufrecht. Auch des Empfangenden Person bleibt frei. Bedarf der Arme des Reichen zur Erhaltung seines Daseins, so bedarf der Reiche des Armen zur Erfüllung seiner Pflicht! Er muss den Bedürftigen aufsuchen um periodisch vor seinen Gott hintreten zu können und sprechen: בִּעַ֧רְתִּי הַקֹּ֣דֶשׁ מִן־הַבַּ֗יִת [28] usw. „Ich habe das Heilige verwendet aus meinem Hause und habe es dem Leviten und dem Fremdling, der Waise und der Witwe ganz nach deinem Gebote wie du mich verpflichtet gespendet, habe von deinen Geboten nichts übergangen und habe nichts vergessen!“ Sonst kann er ja nicht den Blick zu Gott emporheben und beten: „Schau herab von deiner heiligen Stätte vom Himmel und segne dein Volk Israel und das Land das du uns gegeben!“ Das war und ist die Richtung, die auf Liebes-Pflicht die Gesellschaft im Gottesvolk erbaut, die alle Volksgesellschafts-Gebote des göttlichen Gesetzes durchdringt, und diese Richtung sehen wir schon in dem Konstitutions-Aktus des Pessach in der Bestimmung vorbereitet: [29] וְאִם־יִמְעַ֣ט הַבַּיִת֮ מִהְיֹ֣ת מִשֶּׂה֒ וְלָקַ֣ח ה֗וּא וּשְׁכֵנ֛וֹ usw.! und [30]נִמְנִין וּמוֹשְׁכִין אֶת יְדֵיהֶם מִמֶּנּוּ usw.!

! [31]„שֶׂ֥ה תָמִ֛ים זָכָ֥ר בֶּן־שָׁנָ֖ה יִהְיֶ֣ה לָכֶ֑ם“ „Ein vollständiges Lamm, männlich und jung (im ersten Lebensjahre) soll euch sein!“ — Der Einzelne, die Familie, die Gesellschaft — vollständig, männlich und jung sei das lebendige Wesen, in welchem ihre Hörigkeit und Hingebung an ihren Lebenshirten ihren symbolischen Ausdruck finden sollen. „Vollständig, männlich und jung„, das sind fernere Grundzüge, die das Gottesvolk charakterisieren.

תָּמִים!“ „vollständig!“ Da sind es nicht einzelne Seiten, nicht gewisse Beziehungen im Einzel- Familien- und Gesellschaftsleben, die Gott gegenüber [32] שֶׂה sind und sein sollen, die unter Gottes Augenmerk aufblühen und Gottes Leitung hinzugeben wären; תָּמִיםganz“ das ist überall die erste Bedingung in ihren Beziehungen zu Gott. Wie an ihrem ersten Vater, als sein Same Gott geweiht werden sollte, [33] הִתְהַלֵּ֥ךְ לְפָנַ֖י וֶהְיֵ֥ה תָמִֽים die Vorbedingung lautete, so wird an diesen Samen תָּמִים immer als erste Anforderung gestellt in seinen Beziehungen zu Gott. Ihr ganzes Wesen sollen sie unter Gottes Obhut stellen, mit ihrem ganzen Wesen Gottes Leitung folgen. Da ist es nicht nur der Geist, sondern auch der Leib, und nicht nur der Leib, sondern auch der Geist und auch das Gemüt und der Gedanke und das Wort und die Tat, das schaffende, erwerbende und genießende Leben, das Einzel-, Familien- und Volks-Leben, der höchste, transzendentalste Gedanke wie die leiblichste und sinnlichste Regung, die erhabenste, Menschheit rettende Tat, wie der individuellste alltägliche Genuss, nichts ohne Gott, alles mit Gott, durch Gott, für Gott, תָּמִים: mit dem ganzen Dasein und Leben! Das ist der erste judentümliche Grundgedanke des Judentums! Und dann mit allem und in allem:

!“זָכָר“ „Männlich!“ — Nicht wie in den Religionen der Menschen, wo das „Abhängigkeitsgefühl“, die Angst die Götter- und die Gottesfurcht erzeugt und die „weiblichen“ Seiten des Menschenlebens, die Schwäche und die Hinfälligkeit, der Schmerz und die Trauer, die Nacht und der Tod, das Träumen und Schwärmen zu Gott führt. Nicht also — זָכָרmännlich!“ mit der rüstigsten Mannestat, mit dem rüstigsten Mannesgefühl und mit dem wachsten, hellsten Mannesgedanken will Gott sein Volk vor sich sehen. Aufrecht, nicht niedergebeugt, frei, nicht jochtragend, soll es an seiner Hand durchs Leben und durch die Geschichte wandeln: [34] וָאֶשְׁבֹּר֙ מֹטֹ֣ת עֻלְּכֶ֔ם וָאוֹלֵ֥ךְ אֶתְכֶ֖ם קֽוֹמְמִיּֽוּת, brechen wollte Er die Neigen unseres Joches und uns aufrecht geführt haben! — Und gleichwohl, und eben darum immer:

!“בֵּן שָׁנָה“ „Immer jung! Immer im ersten Jahre unserer Jugend immer in jugendlicher Hingebung und immer in jugendlicher Frische!“ Jene Männlichkeit, Freiheit, Selbstständigkeit und Kraft nie als bereits etwas „Gehabtes“ habend, sie ewig frisch und neu aus dem Born aller Freiheit und Kraft, sie ewig frisch und neu aus Gott schöpfend — nie alt werdend im Gottesbund — mit jedem Morgen neu aus der Hand unseres Schöpfers ins Dasein, neu durch die Hand unseres Befreiers ins Leben, neu durch das Wort unseres Gesetzgebers zu unserer Pflicht erstehend — בְּצֵאתִי מִמִּצְרָיִם[35]אֲשֶׁ֨ר אָנֹכִ֧י מְצַוְּךָ֛ הַיּ֖וֹם[36]בְּכָל יוֹם יִהְיוּ בְּעֵינֶיךָ כַּחֲדָשִׁים [37]חֲדָשִׁים֙ לַבְּקָרִ֔ים[38]   [39]בַּיּ֣וֹם הַזֶּ֔ה בָּ֖אוּ מִדְבַּ֥ר סִינָֽי

Darum: wie in dem ersten Augenblick seiner nationalen Geburt, tritt im ewigen, mit jeder Tageswende sich erneuernden תמיד-Opfer[40] das Gottesvolk mit immer erneutem Bewusstsein als: כֶּבֶשׂ  תָּמִים, זָכָר, בֶּן שָׁנָה [41] hin und bleibt seinem „Hirten„, der es über Höhen, über Tiefen, durch Jahrhunderte, durch Jahrtausende dem ewigen Ziel sicher entgegenführt, das treuste Glied seiner Herde, mit ganzem Wesen, in edler Männlichkeit, in nimmer alternder Jugend, das unsterbliche Gottesvolk — —


[1] Exodus 12:3; und es nehme sich jeder ein Lamm (s. weitere Erklärungen hierzu ab S. 4)

[2] nämlich dem Stammvater Abraham

[3] verordnen

[4] Vollmacht

[5] Siehe Genesis 15:1-21

[6] und das vierte Geschlecht wird hierher zurückkehren

[7] Verdienst der Eltern

[8] Genesis 15:17

[9] Lebt auf

[10] Haftprüfungsverordnung

[11] Wikipedia: Ein Lineament ist eine gerade oder leicht gebogene, linienhafte Struktur, an der eine Oberfläche oder ein Körper charakteristische Merkmale aufweist oder an der sich der Aufbau ändert.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird als Lineament auch ein Charakterzug bezeichnet. Früher bezeichnete man auch den Umriss, den Gesichtszug oder auch die Linien der Hand als Lineament.

[12] Wikipedia: Die Kalmücken (kalmückisch хальмг; russisch калмыки; deutsch auch Kalmüken oder Kalmyken geschrieben) sind ein westmongolisches Volk, das vorrangig in der Autonomen Russischen Teilrepublik Kalmückien lebt. Der Begriff wurde bereits im frühen 14. Jahrhundert von islamischen Historikern für die Oiraten verwendet und später von den Russen für an der Wolga siedelnde Splittergruppen der Oiraten übernommen.

Die Kalmücken sind das einzige buddhistische und das einzige mongolischsprachige Volk innerhalb der geografischen Grenzen Europas.

[13] Gemeinschaftsopfer

[14] Persönliches Opfer

[15] Lamm

[16] Jecheskiel 34:31; Ihr aber, als meine Herde, Herde meiner Weide, seid ihr Mensch! (Übersetzung Dr. Joseph Breuer)

[17] Exodus 13:3; dann sollen sie jeder sich ein Lamm nehmen für ein Elternhaus, ein Lamm für das Haus (Übersetzung Rabbiner S.R. Hirsch)

[18] Sie trieben keine Unzucht

[19] Ihre Namen und ihre Sprache hatten sich nicht verändert

[20] Ersatz

[21] Siehe hierzu Numeri 25:1-9

[22] Exodus 1:21; Da war es nun, da die Hebammen Gott fürchteten und er ihnen Häuser entstehen ließ, (Übersetzung Rabbiner S.R. Hirsch)

[23] Exodus 12:4

[24] Gemeinschaft, Freundschaft

[25] Exodus 12:4; jeden nach seinem Essen sollt ihr zu dem Lamme hinzuzählen (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[26] Pesachim 60b, dass man, bis es (das Lamm) geschlachtet wird, sich beteiligen und sich zurückziehen könne (Übersetzung L. Goldschmidt)

[27] Verbindung, Verkettung, Zusammenhang

[28] Deuteronomium 26:13

[29] Exodus 12:4; Und wenn das Haus zu klein würde, um von einem Lamme zu sein, so nehme er und sein Nachbar, der seinem Hause nahe ist, durch Hinzuzählung von Seelen; jeden nach seinem Essen sollt ihr zu dem Lamme hinzuzählen. (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[30] s.w.o. Fußnote 26

[31] Exodus 12:5

[32] ein Lamm

[33] Genesis 17:1; führe dich vor meinem Angesicht und werde vollendet. (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[34] Levitikus 26:13; ich zerbrach dann auch die Schirrstangen eures Joches und lehrte euch aufrecht zu wandeln. (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[35] Pessach Hagada; als ich euch aus Ägypten führte

[36] Schema-Gebet, Deuteronomium 6:6; Es seien diese Worte, die ich dir heute gebiete, dir auf deinem Herzen, (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch

[37] jeder Tag bringt die Verpflichtung zum Gesetze aufs Neue.

[38] Klagelieder 3:23, Neu sind sie [Liebe und Erbarmen] jeden morgen

[39] Exodus 19:1; an demselben Tage waren sie in die Wüste Sinai gekommen (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[40] Tägliches Opfer

[41] Als vollendetes, männliches, und jugendliches Schaf

Einige Blicke in Israels Magna Charta

König „Johann ohne Land“ (* zwischen 25. Dezember 1166 und 6. Januar 1167; † 19. Oktober 1216 auf Newark Castle, Newark-on-Trent) wurde durch die Barone gezwungen die „Große Urkunde der Freiheiten“ (Magna Charta Libertatum) am 15. Juni 1215 zu unterzeichnen. Die Magna Carta verbriefte grundlegende politische Freiheiten des Adels gegenüber dem englischen König, dessen Land seinerzeit Lehen des Papstes Innozenz III. war. Der Kirche wurde die Unabhängigkeit von der Krone garantiert. Doch der König wandte sich schon bald an seinen Obersten Lehnsherren, den Papst Innozenz III. der die Magna Carta bereits am 24. August 1215 für nichtig erklärte und jedem, der sie befolgte, die Exkommunikation in Aussicht stellte. (Dieser Text wurde unter Zuhilfenahme von Wikipedia erstellt)

Der nachfolgende Artikel von Rabbiner Samson Raphael Hirsch s“l wurde in der Zeitschrift „Jeschurun“ 6. Jahrgang, Heft 7, im April 1860 veröffentlicht. Er gibt Einblick in die „Jüdische Urkunde der Freiheit“ die uns von Gott verbrieft wurde. Den Artikel finden Sie in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main unter https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2932885.

Der Text wurde dem heutigen Sprachgebrauch leicht angepasst und mit Erklärungen versehen von Michael Bleiberg.

וְיִקְח֣וּ לָהֶ֗ם אִ֛ישׁ שֶׂ֥ה —[1]

Es war nun bereits vor über dreitausend Jahre, da gab es in Mitte eines festgegliederten, machtstolzen Staates eine Menschenmasse, auf welche die ganze übrige Bevölkerung wie auf einen Auswurf der Menschheit herabblickte. Was ihrem Stamm bereits vor Jahrhunderten verkündet worden[2], das hatte sich in schrecklicher Wirklichkeit an ihnen vollzogen. Sie waren seit Jahrhunderten heimatlos, ja, hatten noch nie eine Heimat gehabt. Nur in den Zukunftsträumen ihrer Hoffnungen lebte ihnen der Gedanke eines eigenen, berechtigten Bodenbesitzes. Aber noch hatte keinem die Wiege auf eigener Erde geschaukelt; das Feld, das in fernem Lande die Gräber ihrer ersten Stammeltern einschloss, war ihr einziger fester Besitz hienieden auf Erden. Und so waren sie „Fremdlinge“ der „Boden“ unter ihren Füßen „לֹא לָהֶם, war nicht ihnen“, trug nur mit Widerstreben ihren Schritt, und mit dieser, nirgends berechtigten, Bodenlosigkeit war ihr tränenreiches Geschick entschieden. Sie standen der übrigen Bevölkerung im Wege. Die Luft, die sie atmeten, betrachtete man als Raub und hielt sich berechtigt ihre Verminderung zu dekretieren[3] und sich die Duldung der Vorhandenen durch die Dahingebung ihrer ganzen Existenz an den „Staatsvorteil“ und durch die unmenschlichsten Lasten bezahlen zu lassen. Von dem Recht, auf welches jeder Mensch kraft seines Menschseins einen von dem Einen Einzigen Gott allen gleich unverlierbar zuerkannten Anspruch hat, von diesem göttlichen Kreditiv[4] der Menschen-Würde war bis auf die leiseste Ahnung die letzte Spur verwischt. Der materielle Besitz war der Boden des persönlichen Rechts geworden — wer nicht hatte, war nicht — und es war nicht die berechtigte Persönlichkeit die Wurzel alles menschlichen Besitzes. In dieser Umkehrung aller Begriffe waren auch die Menschen des berechtigten Staatskreises zu völlig unfreiem Gut an den sogenannten Staatszweck verfallen. Der Staatszweck hatte seine Schablone fertig, in welche jeder seiner Angehörigen hineingeboren ward. In den sogenannten Beruf ging alles auf und dieser Beruf war für jeden von vornherein von Staatswegen fixiert. Priester, Soldaten, Handwerker, Bauern wurden ihm geboren; Menschen kannte er nicht.

In Mitte dieser aus der Scholle wachsenden Berufsleute war für die heimatlosen, weil bodenlosen, Menschen aus der Freude, für jene Menschen von Jenseits, עֲבָרִים, kein Raum. Sie waren von selbst dazu verdammt den übrigen, „berechtigten“ Klassen unter die Füße geworfen zu werden und sich nur so viel Dasein und Bewegung eingeräumt zu sehen, als dem Dasein und der Bewegung der Übrigen frommte. Sie waren „Fremde“, „der Boden unter ihren Füßen war nicht ihnen“, darum „mussten sie ihnen dienen“ und man „peinigte sie“ vierhundert Jahre.

Abrams Nachtgesicht zwischen den zerstückten Leibern hatte sich furchtbar erfüllt.[5]

Die Geschlechter seiner Nachkommen hatten alles, was der Mensch an Stieres-Kraft, an Widder-Macht und an Ziegen-Stärke und an Tauben-Geduld und Aufschwung besitzt, dem göttlichen Verhängnis willenlos zu Gebote gestellt. (קְחָ֥ה לִי֙ עֶגְלָ֣ה מְשֻׁלֶּ֔שֶׁת וְעֵ֥ז מְשֻׁלֶּ֖שֶׁת וְאַ֣יִל מְשֻׁלָּ֑שׁ וְתֹ֖ר וְגוֹזָֽל. Eine aufmerksame Prüfung der Opfergesetze und der Ausdrucksweise der heiligen Schriften zeigt das Stiergeschlecht als Repräsentanten der schaffenden (Menschen-) Kraft, Widder als Repräsentanten der besitzenden Macht und das Ziegengeschlecht als Repräsentanten, der widerstehenden Stärke, Schafe und auch Schafe und Ziegen zusammen als spezifische Weidegattung, als Repräsentant der Gott als ihren Hirten folgenden Persönlichkeit. שלש im Piel heißt dreimal wiederholen, 1 Kön. 18, 34; אילים שלשה etc. wären drei Widder zu gleicher Zeit hingeführt, איל משלש ist aber: drei Widder einzeln einer nach dem andern hingestellt: „nimm mir dreimal eine Kälbin, dreimal einen Widder und dreimal eine Ziege!“ und entspricht dies den drei nacheinander folgenden Geschlechtern, die nach einander das Schicksal zerstückter, aber ihrer Wiedervereinigung harrender Leiber tragen sollen,[6] ודור רבעי ישובו הנה , Anm. von Rabbiner S.R.Hisch) Sklaverei hatte des Stieres Kraft gebrochen und den freien Nacken an den Arbeitspflug des Pharaonischen Staats gejocht. Fremde hatten an der Wurzel die Widdermacht zerschnitten und die in Wohlstand erblühte Jakobsfamilie in Armut und Elend verkümmert. Tyrannei hatte jeden Widerstandsmut erstickt und die machtlosen Sklaven jeder Qual erfinderischer Bosheit preisgegeben. Drei Geschlechter der Hebräer waren geschlachtete und zerstückte Leiber geworden und schienen schon dem Aas-witternden Raubvogel verwegener Menschendespotie willkommener Fraß. Allein dieser gewahrte nicht die selbst in der Todeslage dieser Volksleichen offenbar werdende höhere Hand. Sah nicht wie „die Stücke eines dem andern gegenüber geordnet“ trotz ihrer Zerstückelung nur ihrer Wiedervereinigung harrten. Sah nicht, wie der Tyrannei alles zu brechen gelungen, nur die Taubengeduld nicht und die sich hingebende Ergebung nicht und nicht den über die Erde und ihre Sorgen und ihre Gewalten in unerreichbare Höhen frei sich aufschwingenden Vogelaufflug zu Gott. Sah nicht, wie der Abrams-Bund und die Abrams-Verheißung und זְכוּת [7]אָבוֹת über den der Auferstehung harrenden Leichen schwebten und sie gegen die Klaue des Raubgeflügels schützten. Sah endlich nicht, wie diese ganze bange, düstere Zeit, [8]אֲשֶׁר עָבַר בֵּין הַגְּזָרִים הָאֵלֶּה, die zwischen diesen Zerstückten dahingegangen und sie in harrender Trennung erhalten, nicht Auflösung und Verwesung, wie sie vielmehr nichts als „Rauch eines läuternden Ofens und einer erleuchtenden Fackel“ gewesen — תַנּ֤וּר עָשָׁן֙ וְלַפִּ֣יד אֵ֔שׁ — die diesen Stamm der Abrahamiden für die große Zukunft vorbereiten sollte, die ihrer harrte.

Als daher die Zeit sich erfüllt hatte und die düstere Nacht noch düsterer geworden war, da rief der allmächtige Gott sein: [9] חַיּוּ!“, über die Leichen hin und hub die Erstorbenen vom Boden und fügte die Zertrennten zur lebendigen Einheit und baute von den ersten Rudimenten an einen Volkskörper auf und hauchte ihm einen Lebensgeist ein, der ihn fortan zu der unsterblichen Nation unter den steigenden und fallenden Nationen der Erde machen sollte, und ihn als solchen erhalten hat bis auf diesen Tag.

Und nun — wenn nun noch heute, so oft die Natur ringsum ihre Auferstehung feiert, wir, die Söhne dieser zur geschichtlichen Unsterblichkeit auferstandenen Nation, auch unser geschichtliches Auferstehungsfest feiern, und mit dem Kelch des ewigen Heils in Händen in begeistertem Halleluja unserer geschichtlichen Unsterblichkeit gedenken: sollen wir da nicht einmal zurückschauen und hineinschauen in die Urkunde, die uns das lebendige Habeas-Corpus-Wort[10] Gottes aufbewahrt, mit welchem Gott die Lineament[11] dieses unsterblichen Volkskörpers gewoben und ihm die ersten Atemzüge seines ewigen Geistes eingehaucht?

קְחָה לִי , „Nimm mir!“ Nicht blos: „Gib mir!“ „Nimm mir!“ d. h. mit voller, freibeherrschender Willenskraft über das, was du mir gibst, gib mir hin alles, was deine folgenden drei Geschlechter an Tatkraft, Besitzesmacht und Widerstandsstärke besitzen! Das, was das erste Wort, mit welchem das vierhundertjährige wehvolle Kreißen der jüdischen Volksgeburt eingeleitet worden.

וְיִקְחוּ לִי, „Lasse sie sich nehmen!“ Das war wiederum das erste Wort, mit welchem nach überstandenen Geburtsnachtjahrhunderten Gott den Enkeln, dem vierten Geschlecht wieder zurückzugeben begann, was ihm drei vorangegangene Geschlechter mit williger Ergebung blutend dahingegeben hatten. וְיִקְחוּ לִי, nehmen sie sich

אִישׁ“ „Jeder!“ Das ist der erste Zug in der Charakterbildung des von Gott aufgerichteten Volkes. Jeder! Auf das persönliche Selbstbewusstsein eines jeden Individuums in diesem Volk, nicht auf ein abstraktes Nationalbewusstsein hat Gott seine Nation gebaut, das zuletzt nur der Nation als der Idee eines Begriffes innewohnte, aber in keiner einzigen wirklichen, mit warmem Lebensblut pochenden Menschenbrust eines Bürgers anzutreffen wäre; nicht auf solche wesenlose Abstraktionen, und auch nicht auf jenen, das eigentliche Volk, als die „Brot essende Menge“, der Beschränktheit der niederen Sinne überantwortenden, den eigentlichen geistigen Nationalberuf aber nur für die „Spitzen der Gesellschaft“ für die Gebildeten, die Vornehmen, für die kirchlichen und staatlichen Leiter der Nation bewahrenden Organismus, hat Gott sein Volk gestellt, dass die geistige Arbeit der Nation nur im Schoße ihrer „Repräsentanz“ zur Lösung käme, wie der Kalmücke[12] sein Gebet — durch seine Windmühlen — stellvertretend — abschwingen lässt. “ אִישׁ “ „Jeder!“ war der weckende Ruf, der Israel aus seiner Grabesnacht hervorrief. Und wenn dieses Volk so zahlreich wäre wie Sand am Meer, in dem letzten wie dem ersten soll die ganze Nation gegenwärtig sein, jeden hat Gott aufgerufen und ruft Gott auf, sein Volk mitbilden zu helfen, keines kann diese Nation entbehren, auf jeden wird mit ganz gleichem Ernst gezählt. וְיִקְחוּ לָהֶם אִישׁ, Jedem hat Gott mit seinem „entlastenden“, „freimachenden“, „auslösenden“ und „erwählenden“ Erlösungswerk Selbstständigkeit und Freiheit, Menschenwürde und Israelsberuf erteilt. Gott kennt sein Volk nur in jedem Einzelnen; und wie Er es auf seinen ferneren Zügen immer wiederholt und wiederholt in allen seinen einzelnen Männern zählt und dieses Bewusstsein des Selbstwertes und der persönlichen Bedeutung in jedem Einzelnen immer aufs Neue belebt wissen wollte, so war auch und bleibt für alle Folgezeit das Pessachopfer, dieser jüdische Konstitu-tionsakt, zu gleicher Zeit קָרְבָּן צִבּוּר[13] und [14]קָרְבַּן יָחִיד; es war ein Nationalakt, der aber nicht von der Nationalrepräsentanz, sondern von jedem Einzelnen zu vollziehen war, und der eben dadurch zum Nationalakt wurde, dass ihn die Nation in allen ihren Gliedern gleichzeitig gleichartig beging. Nenne man diesen ersten Grundzug des jüdischen Nationalcharakters: Stolz. Es ist der Stolz der Menschenwürde und des Menschenbewusstseins. Es ist das stolze Bewusstsein nicht dessen, was man ist, sondern dessen, was man soll, und das ist jenes energievolle Selbstgefühl, das den Menschen nie ganz sinken lässt und ihn ewig treibt zu werden, wozu das sittliche stolze Selbstbewusstsein das Höheziel als die jedem erreichbare Bestimmung mit beschämender und spornender Mahnung unablässig vorhält.

[15]שֶׂה, Den „Stier“, den „Widder“, die „Ziege“, — die Kraft, die Macht und die Stärke, — hatten drei in Elend dahingegangene Geschlechter Gott opferfreudig dahingegeben. Das „Lamm“ das Gott als seinem Hirten fröhlich folgende Wesen — war das erste, das Gott der zur Selbstständigkeit wieder aufgerichteten Persönlichkeit seines Volkes zurückgab. Die schmerzduldende Ergebung in ertötende Schicksalsjahrhunderte hatten sie gelernt. Die fröhlich heitere Dahingebung an die Führung ihres Lebenshirten, die heiter willige Folgsamkeit gegen Gott, ihren Hirten, sollten sie lernen. „Lämmer“—[16] וְאַתֵּ֥ן צֹאנִ֛י צֹ֥אן מַרְעִיתִ֖י אָדָ֣ם אַתֶּ֑ם — „Lämmer“, seine Schafe, „Schafe seiner Weide“ müssen sie alle werden, müssen alle also nun sich von ihm zum Leben führen lassen, wie sie sich von ihm in den Tod führen ließen, wenn sie die Kraft und die Macht und die Stärke wieder gewinnen, wenn sie „Menschen“ werden wollen. Dieser Gehorsam gegen Gott ist der zweite charakteristische Zug im Bild des Gottesvolkes. Selbstständig alle. Alle gleich, alle im Bewusstsein des gleichen Wertes und der gleichen Würdigkeit; aber alle auch gleich in der gleichen Unterordnung unter Gott:  שה – איש!

Und: „אִ֛ישׁ שֶׂ֥ה לְבֵית־אָבֹ֖ת שֶׂ֥ה לַבָּֽיִת[17], das ist der dritte und vierte Zug der Israel charakterisiert. Jeder, in dem vollen Gefühl der Selbstständigkeit, mit gänzlicher Hingebung Gott untergeordnet; aber, nach göttlichem Willen, mit aller Innigkeit dem Eltern-Haus aufwärts und dem von ihm selbst zu erbauenden Haus abwärts angehörig! אִישׁ לְבֵית אָבוֹת וּלְבָיִת, das ist der Grundstein des jüdischen Volkes. Jeder Jude aus der seinem leiblichen, sittlichen Wesen fürsorgenden Elternliebe hervorgegangen, und die Aufgabe in erster Linie als seines Strebens Ziel erkennend: selbst wieder ein Haus zu bauen und in der leiblichen, sittlichen und geistigen Pflege seiner Kinder den Zoll der Liebe abzutragen, den er seinen Eltern schuldet. Nicht umsonst ist Familienreinheit eine so wesentliche Vorbedingung der jüdischen Nationalentwicklung, nicht umsonst war sie —[18] לֹא גִּלוּי עֲרָיוֹת — das erste Verdienst, das Israel der Erlösung und der Erwählung zu seiner großen weltgeschichtlichen Aufgabe würdig machte. Wenn [19]לֹא שִׁנוּ שְׁמָם וּלְשׁוֹנָם, wenn sie mitten unter den herbsten Geschicken das Bewusstsein ihrer eigentümlichen Sendung und den in ihrer Sprache sich vererbenden Schatz eigentümlicher Weltanschauung und Begriffe nicht verloren: war das durch andere Tugend zu erreichen als durch keusche Reinheit der Geschlechter, anders, als dass kein Jude nur so dem Ungefähr in die Arme geworfen und dem Zufall als Pflegevater übergeben worden, sondern dass jeder jüdischen Menschenspross ein Vater und eine Mutter da standen, die in vereinter Liebe dem werdenden Juden auf ihrem Schoße und dem heranreifenden Juden in ihrem Umgang in Beispiel und Wort alle die Eindrücke und Bildungseinflüsse brachten, die die Erziehung nur geistig und sittlich vollenden lassen, was die Zeugung und Geburt leiblich begonnen? Und wenn das ganze Judentum darauf gebaut ist, dass jeder Jude für eine bestimmte Lebensaufgabe geboren, für diese bestimmte Lebensaufgabe erzogen und dieses geistige Erbe gottgeoffenbarten Lebensberufes von Geschlecht zu Geschlecht überliefert werde: kann dieses Judentum zur Wahrheit und Verwirklichung kommen wenn das Kind — die Sprosse des werdenden Geschlechtes — keinen Vater hat, der ihm das geistige jüdische Erbe übergibt, und kein Haus hat, in welchem es in der bildenden Atmosphäre des reinen jüdischen Lebens für dieses geistige Erbe heranblüht? Aus einem Haus stammen und ein Haus bauen —בֵּית אָבוֹת וּבַיִת — das umfasst daher alles Glück und alle irdische Seligkeit und den ganzen sittlichen Beruf des Juden — und nicht des Menschen auch? Und ist nicht eben so auch Grundbedingung der Wohlfahrt und der sittlichen Vollendung der Nationen? Nicht auch ebenso Vorbedingung für alle Hoffnungen der Menschheit? O, dass überall wo über Völkerglück und Nationalwohlfahrt, über Gesittung und Bildung der Völker, über Heil und Frieden der Menschen und der Menschheit beraten wird, o, dass sie herschauten auf dieses erste Blatt der großen, von Gott verliehenen Magna Charta des Gottesvolkes! Nicht in den Kabinetten der Fürsten, nicht auf den Feldern der Schlachten, nicht in den Werkstätten der Industriellen, nicht in den Hallen der Geschäfte, nicht einmal in den Hörsälen und Bildungsstätten der Wissenschaften und Künste, auch nicht in den Tempeln der Gottesverehrungen — in den Häusern, in den Häusern wird über Glück und Unglück, über Blüte und Elend der Völker und Menschen entschieden. Zeugt reine Menschen, sorgt, dass in Palästen und Hütten jede Menschensprosse von Mutter- und Vaterliebe empfangen, gepflegt, erzogen und herangebildet werde, und dass alle eure Menschen ihre Vater- und Mutter-Kräfte dem Bau eines Hauses heilig halten, — erleichtert, fördert, stützt diesen reinen Bau der Menschenhäuser, — „schafft Häuser!“ — und ihr habt dem Wohl eurer Menschen, Völker und Staaten an der Wurzel fürgesorgt, habt dafür gesorgt, dass auf Thronen und in Hütten die höchsten und gewöhnlichsten Angelegenheiten der Menschen reinen Händen, reinen Gemütern, reinen Geistern übergeben werden, und der Geist der Sittlichkeit der Geist der nur in Häusern erblühenden, sich hingebenden, sich seiner selbst entäußernden Liebe, der Regierende und Regierte, Industrie und Gewerbe, Wissenschaft und Kunst, der Religionen und Tempel durchdringen und beherrschen wird, wird aus allem diesen und mit allem diesen und durch alles dies die Wohlfahrt und den Frieden, das Glück und das Heil erblühen lassen, die vergebens auf anderem Wege gesucht werden. Es gibt kein Surrogat[20] für das Haus. Lasst Unsittlichkeit immer mehr und mehr das Haus zur Lüge machen, lasst immer mehr Kinder der kalten Fiktion eures Staates und nicht der warmen Liebe eines Elternhauses geboren werden, lasst immer mehr und mehr Kinder ohne Väter, Väter ohne Kinder die Populationszahl eurer Bevölkerung voll, und von oben herab sittliche Häuslichkeit zum Gelächter machen, und all eure Politik und Diplomatik, all eure Volkswirtschafts- und Volksbildungs-Theorien und -Anstalten, all eure Industrie und Gewerbe, all eure Kunst und Wissenschaft, all eure Schulen und Hörsäle, Kirchen und Kommunalbestrebungen werden eure Menschheit nicht vor dem Untergang retten. Ihr baut Paläste und seht nicht, dass ihr auf Sümpfe baut. O, die „alten Rabbinen“ schauten der Frage um das Völkerheil tief ins Herz hinein, als sie an der Hand der Gottesschrift und beim Anblick der wiederholten Zählung des Volkes nach Familien und Häusern sich äußerten wie folgt: „Als Israel das Gesetz empfing, beneideten es die Völker der Welt: ‚weshalb werden diese Gott näher zu stehen gewürdigt als die anderen?‘ Schloss ihnen der Allheilige den Mund mit dem Worte: Bringet mir die Urkunden eurer Abstammungen, wie es heißt, bringet Gott die Familien der Völker, wie meine Söhne sie bringen, die sich nach ihren Familien geboren wissen und nachzuweisen vermögen! Darum zählte er sie am Anfang des vierten Buches nach dem Schluss der Gesetzgebung im dritten. ‚Dies sind die Gesetze, die Gott Moses für Israels Söhne auf dem Sinai geboten!‘ so schloss das dritte Buch, ‚Nimm die Häupter der ganzen Gemeinde der Söhne Israels nach ihren Familien, nach ihren Elternhäusern auf!‘ beginnt sofort das vierte; denn Israel ward nur würdig das Gesetz zu empfangen durch die Reinheit ihrer Familien-Abstammungen. — Israel ward schwankend in dieser Reinheit. Sie kamen nach Schittim[21]. Das Volk fing an auszuschweifen. Freuten sich die Völker: ‚Die Krone, die sie hatten, ist ihnen also genommen! Der Ruhm dessen sie sich rühmten ist also dahin! Sie sind uns nun gleich!‘ Tötete Gott alle, die sittlich verderbt geworden, und stellte sie in ihrer Reinheit wieder her. Sofort heißt es wieder: Es war nach den Sterben — da sprach Gott zu Mosche und Elasar: ‚Nehmt auf die Häupter der ganzen Gemeinde der Söhne Israels!‘“

Und „שֶׂ֥ה לְבֵית־אָבֹ֖ת שֶׂ֥ה לַבָּֽיִת“: und nun jedes Haus mit seinen aufsteigenden und absteigenden Kinder- und Eltern-Gefühlen und Gedanken, Sorgen und Bestrebungen, Aufgaben und Leistungen: שֶׂ֥ה, Gegenstand der göttlichen Fürsorge und Leitung und mit vertrauensvoller Hingebung der fürsorgenden Leitung Gottes folgend, und אִ֛ישׁ שֶׂ֥ה לְבֵית־אָבֹ֖ת שֶׂ֥ה לַבָּֽיִת, und jeder sich nur im Zusammenhang aufwärts und abwärts, als Sohn und Tochter, als Bruder und Schwester, als Vater und Mutter, als Gatte und Gattin begreifend, so nur, nur als Glied oder Träger eines Hauses oder als beides zugleich sich Gott darstellend, so nur sich als Augenmerk der göttlichen Fürsorge wissend, und sich nur als solche der Leitung seines Lebenshirten hingebend, das sind die Menschen, aus welchen Gott sein Volk konstituiert,[22] וַיַּ֥עַשׂ לָהֶ֖ם בָּתִּֽים, Häuser baute er ihnen zuerst.

[23]„וְאִם־יִמְעַ֣ט הַבַּיִת֮ מִהְיֹ֣ות מִשֶּׂה֒“, usw. „Und wenn das Haus zu klein ist um von einem Lamme zu sein so nehme er und sein Nachbar, der seinem Hause nahe ist, nach Erfordernis der Seelen —“ Siehe da den fünften Grundstein zur Konstituierung des Gottesvolkes: ה֗וּא וּשְׁכֵנ֛וֹ! „Er und sein Nachbar!“ Die Familie zuerst! Das eigene Haus mit seinen in demselben und durch dasselbe vor Gott repräsentierten, von Gottes Leitung geführten, von Gottes Fürsorge getragenen Glieder zuerst! Aber wenn das Haus zu klein ist um für sich allein der göttlichen fürsorgenden Führung als ein Lamm seiner Herde sich darzustellen, — wenn das Lamm — der von Gottes Fürsorge gespendete Segen — zu groß ist für den kleinen Kreis den das Haus umschließt — somit denn Überfluss auf der einen Seite und Mangel auf der andern, oder auch gleiche Beschränktheit an Seelen oder Gütern auf beiden Seiten, also: das ungleiche Verhältnis der Familien-Seelen zu den Familien-Gütern führt die Familie zur Familie, rückt das Haus an das Haus, knüpft das Band zwischen Nachbar und Nachbar, macht zwei Häuser zu einem vor Gott und eint die Familien zur Gesellschaft. Und nun wiederum siehe das Gotteswort in dieser Magna Charta! Nicht zunächst die Not, der Überfluss, nicht die Hilfsbedürftigkeit, sondern das Liebesbedürfnis, nicht das Mitleid somit, sondern die Pflicht eint die Häuser und Familien des Gottesvolkes zur Gesellschaft, zum Volk. Nicht der Arme zunächst hat nach dieser Konstitutions-Urkunde den Reichen, der Reiche hat den Armen zu suchen, und auch den Überschuss des ihm unter Gottes Leitung werdenden Segens zu der Menschen-Dasein und Leben nährenden und fördernden Verwandlung göttlicher Bestimmung gemäß zu bringen. „Wenn das Lamm für die wenigen Glieder seines Hauses zu viel ist, so hat er den Nachbar zu suchen, damit er gemeinschaftlich mit ihm die durch das Lamm zu repräsentierende Gesellschaft: [24] חֲבוּרָה bilde; denn — wie vom Manna nichts auf den andern Tag bewahrt werden durfte, und was Eigennutz oder Geiz auf den andern Tag versparte, den Würmern verfiel — also war von dem Lamm nichts auf den andern Morgen übrig zu lassen und was übrig gelassen war musste in Feuer verbrannt werden.“ Wer darum an dem Lamm zu viel hatte musste sich Genossen zu seinem Überfluss suchen! und

„אִ֚ישׁ לְפִ֣י אָכְל֔וֹ תָּכֹ֖סּוּ עַל־הַשֶּֽׂה[25]! „in dieser Vereinigung soll jeder nur als berechtigter Mitgenießer mitgezählt und mitberücksichtigt werden!“ In der jüdischen Gesellschaft, in der Gemeinschaft des Gottesvolkes soll jeder nicht seine Selbstständigkeit einbüßen sondern vielmehr gewinnen, soll in diesem Aneinanderschluss erst recht zum Selbstgenuss seiner selbst gelangen! Und vor allem tritt da der große Satz der Überlieferung hervor: [26]נִמְנִין וּמוֹשְׁכִין אֶת יְדֵיהֶם מִמֶּנּוּ, עַד שֶׁיִּשְׁחַט! Es büßt keiner durch diesen Anschluss an den Kreis des andern, durch dieses empfangende Eingehen in den häuslichen Verein des andern die freie Selbstbestimmung ein! Keiner wird durch die Teilnahme an dem Tisch des andern diesem verfallen. Er kann immer wieder ausscheiden und sich einem andern anschließen! Für den Nexus[27] der Klientenabhängigkeit ist kein Raum im Organismus des Gottesvolkes. Auch des Ärmsten Haupt bleibt aufrecht. Auch des Empfangenden Person bleibt frei. Bedarf der Arme des Reichen zur Erhaltung seines Daseins, so bedarf der Reiche des Armen zur Erfüllung seiner Pflicht! Er muss den Bedürftigen aufsuchen um periodisch vor seinen Gott hintreten zu können und sprechen: בִּעַ֧רְתִּי הַקֹּ֣דֶשׁ מִן־הַבַּ֗יִת [28] usw. „Ich habe das Heilige verwendet aus meinem Hause und habe es dem Leviten und dem Fremdling, der Waise und der Witwe ganz nach deinem Gebote wie du mich verpflichtet gespendet, habe von deinen Geboten nichts übergangen und habe nichts vergessen!“ Sonst kann er ja nicht den Blick zu Gott emporheben und beten: „Schau herab von deiner heiligen Stätte vom Himmel und segne dein Volk Israel und das Land das du uns gegeben!“ Das war und ist die Richtung, die auf Liebes-Pflicht die Gesellschaft im Gottesvolk erbaut, die alle Volksgesellschafts-Gebote des göttlichen Gesetzes durchdringt, und diese Richtung sehen wir schon in dem Konstitutions-Aktus des Pessach in der Bestimmung vorbereitet: [29] וְאִם־יִמְעַ֣ט הַבַּיִת֮ מִהְיֹ֣ת מִשֶּׂה֒ וְלָקַ֣ח ה֗וּא וּשְׁכֵנ֛וֹ usw.! und [30]נִמְנִין וּמוֹשְׁכִין אֶת יְדֵיהֶם מִמֶּנּוּ usw.!

! [31]„שֶׂ֥ה תָמִ֛ים זָכָ֥ר בֶּן־שָׁנָ֖ה יִהְיֶ֣ה לָכֶ֑ם“ „Ein vollständiges Lamm, männlich und jung (im ersten Lebensjahre) soll euch sein!“ — Der Einzelne, die Familie, die Gesellschaft — vollständig, männlich und jung sei das lebendige Wesen, in welchem ihre Hörigkeit und Hingebung an ihren Lebenshirten ihren symbolischen Ausdruck finden sollen. „Vollständig, männlich und jung„, das sind fernere Grundzüge, die das Gottesvolk charakterisieren.

תָּמִים!“ „vollständig!“ Da sind es nicht einzelne Seiten, nicht gewisse Beziehungen im Einzel- Familien- und Gesellschaftsleben, die Gott gegenüber [32] שֶׂה sind und sein sollen, die unter Gottes Augenmerk aufblühen und Gottes Leitung hinzugeben wären; תָּמִיםganz“ das ist überall die erste Bedingung in ihren Beziehungen zu Gott. Wie an ihrem ersten Vater, als sein Same Gott geweiht werden sollte, [33] הִתְהַלֵּ֥ךְ לְפָנַ֖י וֶהְיֵ֥ה תָמִֽים die Vorbedingung lautete, so wird an diesen Samen תָּמִים immer als erste Anforderung gestellt in seinen Beziehungen zu Gott. Ihr ganzes Wesen sollen sie unter Gottes Obhut stellen, mit ihrem ganzen Wesen Gottes Leitung folgen. Da ist es nicht nur der Geist, sondern auch der Leib, und nicht nur der Leib, sondern auch der Geist und auch das Gemüt und der Gedanke und das Wort und die Tat, das schaffende, erwerbende und genießende Leben, das Einzel-, Familien- und Volks-Leben, der höchste, transzendentalste Gedanke wie die leiblichste und sinnlichste Regung, die erhabenste, Menschheit rettende Tat, wie der individuellste alltägliche Genuss, nichts ohne Gott, alles mit Gott, durch Gott, für Gott, תָּמִים: mit dem ganzen Dasein und Leben! Das ist der erste judentümliche Grundgedanke des Judentums! Und dann mit allem und in allem:

!“זָכָר“ „Männlich!“ — Nicht wie in den Religionen der Menschen, wo das „Abhängigkeitsgefühl“, die Angst die Götter- und die Gottesfurcht erzeugt und die „weiblichen“ Seiten des Menschenlebens, die Schwäche und die Hinfälligkeit, der Schmerz und die Trauer, die Nacht und der Tod, das Träumen und Schwärmen zu Gott führt. Nicht also — זָכָרmännlich!“ mit der rüstigsten Mannestat, mit dem rüstigsten Mannesgefühl und mit dem wachsten, hellsten Mannesgedanken will Gott sein Volk vor sich sehen. Aufrecht, nicht niedergebeugt, frei, nicht jochtragend, soll es an seiner Hand durchs Leben und durch die Geschichte wandeln: [34] וָאֶשְׁבֹּר֙ מֹטֹ֣ת עֻלְּכֶ֔ם וָאוֹלֵ֥ךְ אֶתְכֶ֖ם קֽוֹמְמִיּֽוּת, brechen wollte Er die Neigen unseres Joches und uns aufrecht geführt haben! — Und gleichwohl, und eben darum immer:

!“בֵּן שָׁנָה“ „Immer jung! Immer im ersten Jahre unserer Jugend immer in jugendlicher Hingebung und immer in jugendlicher Frische!“ Jene Männlichkeit, Freiheit, Selbstständigkeit und Kraft nie als bereits etwas „Gehabtes“ habend, sie ewig frisch und neu aus dem Born aller Freiheit und Kraft, sie ewig frisch und neu aus Gott schöpfend — nie alt werdend im Gottesbund — mit jedem Morgen neu aus der Hand unseres Schöpfers ins Dasein, neu durch die Hand unseres Befreiers ins Leben, neu durch das Wort unseres Gesetzgebers zu unserer Pflicht erstehend — בְּצֵאתִי מִמִּצְרָיִם[35]אֲשֶׁ֨ר אָנֹכִ֧י מְצַוְּךָ֛ הַיּ֖וֹם[36]בְּכָל יוֹם יִהְיוּ בְּעֵינֶיךָ כַּחֲדָשִׁים [37]חֲדָשִׁים֙ לַבְּקָרִ֔ים[38]   [39]בַּיּ֣וֹם הַזֶּ֔ה בָּ֖אוּ מִדְבַּ֥ר סִינָֽי

Darum: wie in dem ersten Augenblick seiner nationalen Geburt, tritt im ewigen, mit jeder Tageswende sich erneuernden תמיד-Opfer[40] das Gottesvolk mit immer erneutem Bewusstsein als: כֶּבֶשׂ  תָּמִים, זָכָר, בֶּן שָׁנָה [41] hin und bleibt seinem „Hirten„, der es über Höhen, über Tiefen, durch Jahrhunderte, durch Jahrtausende dem ewigen Ziel sicher entgegenführt, das treuste Glied seiner Herde, mit ganzem Wesen, in edler Männlichkeit, in nimmer alternder Jugend, das unsterbliche Gottesvolk — —


[1] Exodus 12:3; und es nehme sich jeder ein Lamm (s. weitere Erklärungen hierzu ab S. 4)

[2] nämlich dem Stammvater Abraham

[3] verordnen

[4] Vollmacht

[5] Siehe Genesis 15:1-21

[6] und das vierte Geschlecht wird hierher zurückkehren

[7] Verdienst der Eltern

[8] Genesis 15:17

[9] Lebt auf

[10] Haftprüfungsverordnung

[11] Wikipedia: Ein Lineament ist eine gerade oder leicht gebogene, linienhafte Struktur, an der eine Oberfläche oder ein Körper charakteristische Merkmale aufweist oder an der sich der Aufbau ändert.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird als Lineament auch ein Charakterzug bezeichnet. Früher bezeichnete man auch den Umriss, den Gesichtszug oder auch die Linien der Hand als Lineament.

[12] Wikipedia: Die Kalmücken (kalmückisch хальмг; russisch калмыки; deutsch auch Kalmüken oder Kalmyken geschrieben) sind ein westmongolisches Volk, das vorrangig in der Autonomen Russischen Teilrepublik Kalmückien lebt. Der Begriff wurde bereits im frühen 14. Jahrhundert von islamischen Historikern für die Oiraten verwendet und später von den Russen für an der Wolga siedelnde Splittergruppen der Oiraten übernommen.

Die Kalmücken sind das einzige buddhistische und das einzige mongolischsprachige Volk innerhalb der geografischen Grenzen Europas.

[13] Gemeinschaftsopfer

[14] Persönliches Opfer

[15] Lamm

[16] Jecheskiel 34:31; Ihr aber, als meine Herde, Herde meiner Weide, seid ihr Mensch! (Übersetzung Dr. Joseph Breuer)

[17] Exodus 13:3; dann sollen sie jeder sich ein Lamm nehmen für ein Elternhaus, ein Lamm für das Haus (Übersetzung Rabbiner S.R. Hirsch)

[18] Sie trieben keine Unzucht

[19] Ihre Namen und ihre Sprache hatten sich nicht verändert

[20] Ersatz

[21] Siehe hierzu Numeri 25:1-9

[22] Exodus 1:21; Da war es nun, da die Hebammen Gott fürchteten und er ihnen Häuser entstehen ließ, (Übersetzung Rabbiner S.R. Hirsch)

[23] Exodus 12:4

[24] Gemeinschaft, Freundschaft

[25] Exodus 12:4; jeden nach seinem Essen sollt ihr zu dem Lamme hinzuzählen (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[26] Pesachim 60b, dass man, bis es (das Lamm) geschlachtet wird, sich beteiligen und sich zurückziehen könne (Übersetzung L. Goldschmidt)

[27] Verbindung, Verkettung, Zusammenhang

[28] Deuteronomium 26:13

[29] Exodus 12:4; Und wenn das Haus zu klein würde, um von einem Lamme zu sein, so nehme er und sein Nachbar, der seinem Hause nahe ist, durch Hinzuzählung von Seelen; jeden nach seinem Essen sollt ihr zu dem Lamme hinzuzählen. (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[30] s.w.o. Fußnote 26

[31] Exodus 12:5

[32] ein Lamm

[33] Genesis 17:1; führe dich vor meinem Angesicht und werde vollendet. (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[34] Levitikus 26:13; ich zerbrach dann auch die Schirrstangen eures Joches und lehrte euch aufrecht zu wandeln. (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[35] Pessach Hagada; als ich euch aus Ägypten führte

[36] Schema-Gebet, Deuteronomium 6:6; Es seien diese Worte, die ich dir heute gebiete, dir auf deinem Herzen, (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch

[37] jeder Tag bringt die Verpflichtung zum Gesetze aufs Neue.

[38] Klagelieder 3:23, Neu sind sie [Liebe und Erbarmen] jeden morgen

[39] Exodus 19:1; an demselben Tage waren sie in die Wüste Sinai gekommen (Übersetzung Rabbiner S.R.Hirsch)

[40] Tägliches Opfer

[41] Als vollendetes, männliches, und jugendliches Schaf

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