Wieder ein Artikel der mir persönlich sehr zu Herzen geht. Wie sich Rabbiner Samson Raphael Hirsch s“l aufreibt, die deutschen Juden wieder zurück auf den richtigen Pfad zu bringen.

Dieser Artikel aus seiner Feder und aus seiner Zeitschrift „Jeschurun“ wurde im Januar 1859, in Heft Nr. IV des 5. Jahrgangs veröffentlicht.  Ein Aufschrei, anders kann ich das nicht bezeichnen. Interessanterweise hat Rabbiner Hirsch diesem Artikel eine kleine Inhaltsangabe vorangestellt. Vielleicht als Vorabwarnung, was den Leser hier erwartet.

Der Text wurde dem heutigen Sprachgebrauch leicht angepasst und mit Erklärungen versehen von Michael Bleiberg. Das Original finden Sie in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main unter:

https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/2943144

Der zehnte Teweth.

Inhalt: Die jüdischen „Großen und Geistlichen“ in den letzten Tagen Jerusalems. Die Namenjuden. Die jüdische Wahrheit und die heidnische Lüge. Die jüdischen „Großen und Geistlichen“ unserer Tage. Israel im Völkerleben. Verirrungen rechts und links.

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Der zehnte Teweth hat uns wiederum fastend in die letzten Tage Jerusalems zurückgeführt[1]. Wir gedachten des Tages, an welchem im neunten Regierungsjahr des Königs Zidkijah[2] der babylonische König Nebukadnezar mit seinem Heer vor Jerusalem rückte und die Belagerung begann. Ein eigentümlich wehmütiges Gefühl überschleicht denjenigen, der die letzten Blätter jerusalemischer Annalen liest. Ein schwacher Fürst, der nicht den Mut hat, der besseren Regung, die in den letzten Tagen in ihm wach geworden, Folge zu leisten, der den Propheten Gottes[3] heimlich um das Gotteswort befragt und sich vor den Fürsten fürchtet, dass sie eine solche „Inkonsequenz“ nicht erfahren, der noch weniger den Mut hat, dem vernommenen Gotteswort zu folgen, weil er die Verhöhnungen der zu den Babyloniern übergegangenen Juden fürchtet! — Und nun diese Fürsten, die noch wenige Jahre zuvor so sehr von dem besseren Geist belebt waren, dass sie den „Priestern und Propheten“ gegenüber den Gottes-propheten in Schutz nahmen, der, den die menschliche Politik und den menschlichen Hochmut störenden Gottes-Ratschluss verkündete, und die jetzt in der Stunde der Katastrophe selbst so ganz und gar dieser von „Priestern und Sophisten“ geborenen Politik ergeben waren, dass sie die Mutlosigkeit ihrer Soldaten mehr als die Allmacht des Gottesratschlusses fürchteten, dass sie den Jirmijah[4] als Vaterlandsverräter behandelten und den Gottesgehorsam zur Männer entehrenden Feigheit stempelten! Es ist seltsam, auf keinem Blatt früherer Geschichte tritt uns der Gottesname fast in allen Namen der handelnden Personen also hervor, wie hier auf diesen letzten Blättern des jerusalemischen Dramas[5]. Zidkijah, Serajah[6], Machsejah[7], Asarjah[8], Hoschajah[9], Jochanan[10], Schefatjah[11], Gedaljah[12], Schelemjah[13], Malkijah[14], Jirijah[15], Chananjah[16] usw., so sehr ist: Gott im Munde und im Schilde führen eins, und ein ganz anderes: Gott im Leben und mit dem Leben dienen und angehören. Nannten sich jene Priester und Propheten, die den Jeremias verfolgten, nicht auch Priester und Propheten des Herrn, sprachen sie nicht auch im Namen Gottes? Und gerade sie waren es doch, die das letzte Band, welches den jüdischen Staat mit Gott verbündete, durchschnitten und den Staat, den sie zu retten vorgaben, unrettbar in die Tiefe stürzten. Wort und Name, gesprochen und geschrieben, Schälle[17] und Zeichen sind’s, denen nur der Gedanke, der sich mit ihnen verknüpft, Wert und Bedeutung verleiht; Hüllen sind’s, unter die sich die Lüge wie die Wahrheit zu bergen vermag. Selbst [18] סֵפֶר תּוֹרָה שֶׁכָּתְבָה מִין יִשָּׂרֵף, warum? מִפְּנֵי שֶׁלֹּא כָּתַב הָאַזְכָּרוֹת שֶׁבּוֹ לִשְׁמָם, weil er die Gottesnamen darin nicht zum Zeichen des einen einzigen Wahrhaftigen geschrieben und ihm selbst der allerheiligste Gottesname nur zur Wickel[19] seiner Gott leugnenden Wahngeburten gedient. So stürzten Staat und Tempel zusammen und begruben König und Fürsten, Priester und Propheten unter ihren Trümmern, weil Priester und Propheten, weil Könige und Fürsten Gott und den Tempel seines heiligen und heiligenden Gesetzes in den Gedanken eines heidnischen Götzen oder „Gottes der Götter“ und eines heidnischen „Gottesdienstes“ umwandelt hatten, die beide, Gott und Gottesdienst, dem Leben fremd, mit dem Gedanken des inneren und der Tat des äußeren Lebens nichts zu schaffen haben, mit denen das Leben sich nicht zu vermählen, in welche das Leben nicht aufzugehen und von denen es nicht auszugehen, sondern die das Leben nur zu fürchten und durch Hinopferung der Tempelminute[20] und der Tempelgabe[21] ihnen das ganze übrige Leben und alle übrigen Güter und Kräfte zur selbsteigenen Verwendung und Verwaltung abzukaufen habe. Eine Versicherungsanstalt ward ihnen Tempel und Gottesdienst, man zahlte die Prämie, um sich für die Fahrt nach eigenem Kompass auf dem stürmischen Meer der Zeiten gegen Unfälle und Schiffbruch sicher zu stellen. Darum zürnte schon 150 Jahre zuvor Gott durch Jesajas[22] Mund einer solchen sich vorbereitenden heidnischen Umwandlung des jüdischen Gottes- und Tempel-Gedankens, zürnte, weil man Gott in den Tempel bannte und das Leben vom Tempel klüftete[23], und wies auf den Himmel und die Erde, als den Thron seiner Herrschaft und den Boden seiner Waltung hin, die sich nicht in ein Haus und in das Arkanum[24] eines Tempels einschränken lassen, die alles in allem und mit allem zu seinem Dienst fordern, was seine Hand geschaffen, und die ganz allein nur dem nahe sind, nicht der die reichsten Tempel baut, nicht der die reichsten Opfer bringt, nicht der die „schönsten“ „Andachts-stunden“ feiert, sondern der, unbekümmert um den großen oder geringen Anteil an Gütern und Freuden, der ihm wird, arm und leidend, nur die eine Sorge kennt: um die Erfüllung des göttlichen Worts! Wenn man jedoch im Tempel seine Tatkraft als Stier opfert, draußen aber mit seiner Kraft einen Schlag auf Menschen führt, im Tempelopfer als Lamm erscheint, draußen aber den Hund an Wildheit übertrifft, im Tempel sein Speisopfer weiht, draußen aber Schweineblut verspeist, im Tempel Gott Weihrauch streut, draußen aber dem Egoismus huldigt, — wenn auch sie, die Tempelbesuchenden und Opfernden, an dem Wandel ihrer Wahl festhalten und an allem sie und Gott Entwürdigenden ihr Gemüt hangen lassen: dann geht Gott in ihre Systeme ein, dann bringt er ihnen was sie gefürchtet und wovor sie im Tempel Rettung gesucht, „weil er gerufen und sie nicht geantwortet, weil er gesprochen und sie nicht gehört, weil sie das in seinen Augen Böse geübt und was nicht sein Wille gewesen gewählt!“ Dann bricht aus der Stadt, dann bricht aus dem Tempel das Unglück hervor, „es ist Gottes Stimme, der seinen Feinden Vergeltung zollt!“ (Jes. 56). Dann bricht der Gott entstellende Tempel, dann bricht der Gott höhnende Staat zusammen und zeigt: dass Gott verehren, dass jüdische Gottes-Verehrung etwas anderes sei!

Und nun, wenn uns, nach mehr als zwei Tausend Jahren, die Gedächtnistage von Jerusalems Fall immer wiederkehren, wenn der Tempel noch immer nicht wieder erstanden, die Stadt noch immer in Trümmern liegt und die Fasttage des vierten[25] und fünften[26], des siebenten[27] und zehnten[28] Monates noch immer nicht in Freudentage umgewandelt sind: müssen diese Gedächtnistage uns nicht immer Denktage des eigenen Besinnens werden, müssen sie uns nicht immer wieder und wieder zur Selbstprüfung an dem Maßstab laden, den Jerusalems Fall uns gebracht, müssen wir nicht immer wieder und wieder uns fragen: wie viel haben wir noch Teil an der alten Verirrung, wie weit haben wir bereits gesühnt den alten Wahn — oder stehen nur vielleicht deshalb Tempel und Staat[29] noch nicht wieder da, weil, ständen sie, wir sie wieder begrüben mit dem alten Wahn und der alten Verirrung??

Wahrlich, wer vermöchte einen Blick auf das heutige deutsche Israel[30] werfen, ohne eine frappante Ähnlichkeit mit Zuständen zu gewahren, die uns auf den letzten Blättern jerusalemischer Geschichten entgegentreten! Wer vermöchte sich darüber täuschen, dass wir wieder Gefahr laufen, den ganzen jüdischen Begriff der Gottesverehrung zu verlieren, dass wieder „Fürsten und Herren“, dass wieder die höheren Schichten unseres Volkes Hand in Hand mit nach Gott sich nennenden, und das „Wort des Herrn“ predigenden „Priestern und Propheten“ mit „Begeisterung“ daran arbeiten, die jüdische Gottverehrung heidnisch zu gestalten, sein Gesetz aus dem Leben zu bannen, Judentum auf Tempeldienst und Andachtopfer zu beschränken und der Judenheit die gefährlichste Krankheit der Selbstvergessenheit einzuimpfen und uns das ganze Bewusstsein dessen zu rauben, was unsere Beziehung zu Gott bedeute!

Irren wir nicht, so ist dies das eigentliche [31] וְיִתְעָרְבוּ בַּגּוֹיִם וְיִלְמְדוּ מִמַּעֲשֵׂיהֶם, dessen Gegensatz bereits der fremde Seher[32] in dem [33] הֶן עָם לְבָדָד יִשְׁכֹּן וּבַגּוֹיִם לֹא יִתְחַשָּׁב ausgesprochen. Nicht in dem  עָרוֹב בַּגּוֹיִם, nicht in dem gemischten Leben unter den Völkern liegt die Gefahr, הִתְעָרֵב Sich-mischen, das Unterscheidende seiner Stellung und Pflicht vergessen und aufgeben, heißt das Verderben; und nicht in dem לֹא יֵחָשֵׁב בַּגּוֹיִם, nicht in der abstoßenden Betrachtungsweise abseits der Völker, sondern darin liegt die Rettung, dass בַּגּוֹיִם לֹא יִתְחַשָּׁב, dass Israel sich selber nicht unter die Völker rechne, dass es sich stets seines eigentümlichen Daseins und seines eigentümlichen Berufes (Aufgabe/Verantwortung) bewusst und inne bleibe. Wohl wirft es die brandende Völkerflut immer wieder und wieder wie die perlhaltende Muschel auf den Sand, und wohl mag die Verschmelzung suchende Gegenwart an den Symptomen der Zeit stutzend und als ernste Mahnung lernen, dass das alte, die Verquickung des abgefallenen Israel mit den Völkern für immer versagende Gottes-Wort, das uns Jecheskeel 20:32[34] aufbewahrt, noch immer nicht zur lächerlichen Lüge geworden; wohl mag eine jede schmerzhafte, ungerechte Zurückweisung abseiten der Menschen in der Hand Gottes eine heilsame Erinnerung an Israel werden, dass es nicht durch Pflichtvergessenheit sein Bürgerrecht auf der Gotteserde gewinnen und sichern werde, dass seine bleibende Anerkennung vielmehr von seiner und der Menschheit vollen Rückkehr zu dem einen Einzigen bedingt sei. Allein notwendig ist diese bürgerliche Isolierung des Juden für seinen eignen Beruf doch nicht, und Lüge und Täuschung reden die, die einerseits sprechen: nur für die Zeiten unnatürlicher Absonderung und Beschränkung gilt das göttliche Gesetz, und die andererseits dem Satz nur in seiner Umkehrung Amen zu sprechen und meinen nur Absonderung und Beschränkung vertrüge das göttliche Gesetz. Nicht das göttliche Gesetz, wir Juden scheinen noch immer nur Absonderung und Beschränkung vertragen zu können und bei jeder freieren Gestaltung, sobald die menschlichen Fesseln zu fallen beginnen, auch rasch die Bande göttlicher Verpflichtung abwerfen zu wollen. Für uns scheint noch immer der alte Satz seine Geltung zu haben:  [35] יָאֵי עַנְיוּתָא לְיִשְׂרָאֵל. Allein notwendig ist dies doch nicht, und so lange es notwendig erscheint, ist diese Notwendigkeit selbst nur der Beweis, wie weit, weit ab wir noch von der Höhe unseres Berufes (Aufgabe/Bestimmung) sind und wie wenig noch der rechte Geist in uns lebendig ist, der uns mitten in dem lebendigsten Völkerverkehr und in lebhaftester Beteiligung an allen rein menschlichen Völkerinteressen als treue, wahrhaftige Juden zu erhalten vermöchte. Ein Nehemia[36], Daniel[37] und Mardochai[38] wären unsere Vorbilder, die eben beim Anbeginn unserer näheren Berührung mit den Völkern als hellleuchtende Sterne glänzen, und zeigen, wie in höchster sozialer Stellung in nicht jüdischen Kreisen und bei lebendigster, aufrichtigster Beteiligung an allen die Wohlfahrt der Staaten fördernden Werken man doch בַּגּוֹיִם לֹא יִתְחַשָּׁב, man doch sich das Bewusstsein der jüdischen Stellung und des jüdischen Berufs lebendig erhalten könne, eben nur in der jüdischen Pflicht die Grenze unserer Beteiligung am Völkerleben zu finden vermöge, und mitten auf der öffentlichsten Bühne des Völkerlebens nicht nur nicht aufzuhören habe Jude zu sein, sondern eben dort die ganz eigentliche Fülle der jüdischen Wahrheit zum Heile der Menschheit zu betätigen berufen sei.

Wie wir das dauernde Ende des Galuth herbeizuführen vermögen? Wie wir das Unsrige tun können, damit wenigstens unsere Kinder, unsere Enkel sich einer dauernden Freiheit und Gleichheit inmitten der Völker zu erfreuen haben mögen? Wenn wir sie für diese Freiheit und Gleichheit erziehen, wenn wir sie alles wahrhaft Menschenwürdige und Reine, das bereits unter dem jüdischen Strahl des Sinaifeuers im Völkerleben gereift, achten und schätzen lehren, wenn wir ihnen aber zugleich so klar, so tief und so warm das Bewusstsein der alle andere Menschengröße weit überstrahlenden Herrlichkeit ihres jüdischen Daseins und ihres jüdischen Berufes anerziehen, dass sie von keinem sonstigen Licht geblendet, von keinen sonstigen Reizen verlockt zu werden Gefahr laufen, dass sie in allen sonstigen Herrlichkeiten, in allen anderweitigen Siegen des Menschlichen und Wahren nur die Triumphzüge des jüdischen Geistes begreifen und darum auf der freiesten und glänzendsten Bühne des Lebens nicht nur einen Stolz darin setzen werden Juden zu heißen, nicht nur einmal die Phrase im Munde führen werden: la religion juive que j’ai l’honneur de nommer la mienne[39], sondern auf der freiesten und glänzendsten Bühne des Lebens ihren Stolz und ihre Seligkeit darin finden werden, als Juden zu leben! [40]

Nicht aber wenn wir nach Art der modernen Weisheit und des Pfaffentrugs heutiger „Priester und Propheten“, das künftige vermeintliche Völkerleben unserer Kinder als Maßstab ihrer Erziehung nehmen, jenes das Absolute sein lassen und das jüdische Dasein und den jüdischen Beruf das Bedingte, aus dem jüdischen Dasein und dem jüdischen Beruf alles als antiquiert hinausweisen, was nur irgendwie den Weg zu der ersehnten völkertümlichen Karriere erschweren könnte, und das Judentum unserer Kinder und Enkel, das ganze hehre geistige Erbe der Gemeinde Jakobs also verflüchtigen, dass Jude und Nichtjude fast in nichts anderem mehr sich unterscheiden, als, dass der Jude vielleicht als Kind unbewusst das nicht mehr zu beseitigende Abrahamszeichen am Leibe erhalten und — statt in die Kirche, — dann und wann in die nebenanstehende Synagoge gehe, „sein religiöses Bedürfnis zu befriedigen“ Auf diesem Wege meinen wir freilich am gewissesten die Zukunft unserer Kinder und Enkel in Freiheit und Gleichheit zu gewinnen und zu sichern, und sehen nicht, dass wir eben dadurch — wir scheuen diese Behauptung nicht, so sehr man sie auch in gewissen Kreisen belächeln möge — dass wir eben dadurch dieser Zukunft nur um so gewisser allen Boden und alle Hoffnung entziehen. Denn wer wäre so töricht zu glauben, es habe Gott nur deshalb Israel unter so einzigen Waltungen und Führungen geschaffen und geleitet und für sein Gesetz erzogen und auf sein Gesetz verpflichtet — um es dann endlich samt seinem Gesetz unter die Völker spurlos verloren gehen zu lassen! Wer möchte an ein so lächerliches Ende so einzig großer durch Jahrtausende herab bewahrter Gottesveranstaltungen glauben! Wer beim Anblick solcher Verirrungen nicht der Verheißung gedenkt: [41]  כִּי לֹא יִטֹּשׁ ה‘ עַמּוֹ וְנַחֲלָתוֹ לֹא יַעֲזֹב , dass Gott sein Volk nicht fahren lassen und sein Erbe nicht verlassen werde!!

Aber auch dann nicht, wenn wir, von der Erfahrung solcher Verirrungen erschreckt, unsere Kinder nur für die Isolierung erziehen, sie vor jeder Berührung mit dem Völkertümlichen bewahren, sie das Völkerleben nur fürchten, nicht aber begreifen und würdigen lehren. Unsere Kinder werden ja doch auf die Weltbühne des Völkerverkehrs geschleudert, und werden umso sicherer zu Grunde gehen, je weniger wir sie für eine solche Prüfung vorbereitet, je unbegriffener dieses Völkerleben sie mit seinen glänzenden Wahrheiten und Irrtümern überrascht, je weniger sie geübt worden dort das Wahre vom Falschen, das an der jüdischen Wahrheit bereits Gezeitigte von dem noch im Kampf mit menschlichen Wahngeburten Begriffene zu scheiden, je weniger sie geübt worden ihr Judentum, und vor allem ihr wirkliches wahrhaftiges Leben im Judentum unter dem Anblick und der freien Berührung des europäischen Völkerlebens mit Begeisterung zu lieben und über alles hoch zu halten, und je mehr sie auf der Bühne des Völkerlebens jüdischen Zeit- und Altersgenossen begegnen, die sich auf dieser Bühne nur mit Verleugnung ihrer jüdischen Pflichten bewegen.

Die Zeit ist ernst, und in diesen Ernst der Zeiten ruft ein Gedächtnistag wie der zehnte Teweth: Jerusalem fiel, weil sie es nicht gelernt hatten, im Verkehr und in Berührung mit den Völkern die jüdische Wahrheit festzuhalten! Mögen wir rechts und links einen solchen Ruf vernehmen und beherzigen!


[1] Im Jahr 1859 erschien die Ausgabe für den Monat xxxx nach dem 10. Tewet

[2] Wikipedia: Zedekia oder Zidkija (hebräisch צִדְקִיָּהוּ ṣidqîjāhû, deutsch ‚Gott ist (meine) Gerechtigkeit‘; * 618; † nach 586 v. Chr.) war der letzte König des Reiches Juda (Südreich) in der Königszeit Israels. Er hieß als dritter Sohn Josias ursprünglich Mattanja. Der babylonische König Nebukadnezar II. änderte Mattanjas Namen nach der Inthronisierung in Zedekia.

[3] Jirmiah

[4] Wikipedia: Jeremia (auch Jeremias; hebräisch יִרְמְיָהוּ Jirməjā́hû, auch יִרְמְיָה Jirməjâ; oder יִרְמְיָהוּ בֶּן־חִלְקִיָּהוּ Jeremiah ben Hilkijahu, deutsch ‚Jeremia Sohn des Hilkijahu ist einer der großen Schriftpropheten des Tanach (hebräische Bibel) und damit des Alten Testaments. Seit dem Mittelalter wird das Buch in 52 Kapitel unterteilt. Traditionell gilt Jeremia auch als Verfasser der Klagelieder Jeremias.

[5] Die Namensendung -jah bedeutet: Gott

[6] Wikipedia: …. ein Oberpriester während der babylonischen Eroberung Jerusalems

[7] s. Jer. 32:12

[8] s. Jer. 42:1

[9] Vater Asarjas

[10] s. Jer. 42:1

[11] s. Jer. 38:1

[12] s. Jer. 38:1

[13] s. Jer. 36:26

[14] s. Jer. 38:6

[15] s. Jer. 37:13

[16] s. Jer. 37:13

[17] Schall und Rauch

[18] Selbst eine Thorarolle die von einem Ketzer geschrieben wurde, ist zu verbrennen

[19] als Hülle

[20] der kurzweilige Aufenthalt im Tempel (Synagoge)

[21] Spende für den Tempel (Synagoge)

[22] Wikipedia: Jesaja (auch Isaias – hebräisch יְשַׁעְיָהוּ Jəšaʿjā́hû,– oder Jeschaiah ben Amoz, hebräisch ישעיהו בן אמוץ) war der erste große Schriftprophet der hebräischen Bibel. Er wirkte zwischen 740 und 701 v. Chr. im damaligen Südreich Juda und verkündete diesem wie auch dem Nordreich Israel und dem anrückenden Großreich Assyrien das Gericht Gottes

[23] abspaltete

[24] Geheimnis, geheimes Ritual

[25] 17. Tamus

[26] 9. Av

[27] 3. Tischri (Zom Gedalja)

[28] 10. Tewet

[29] Der Staat Israel ist nicht der Gottesstaat von dem hier die Rede ist

[30] Auf die Juden in Deutschland – damals so wie heute

[31] Psalm 106:35; Sie mischten sich unter die Völker und lernten ihr Treiben. (Übersetzung Rabbiner Dr. S. Bernfeld)

[32] Bileam

[33] Numeri 23:9; Es ist ein Volk, das abgesondert wohnt und unter die Völker sich nicht rechnen läßt. (Übersetzung Rabbiner Dr. S. Bernfeld) Ein Volk, das man nicht mit anderen Völkern vergleichen kann.

[34] Und was euch in den Sinn kommt, wird doch nicht geschehen, die ihr sprechet: wir wollen wie die Völker sein, wie die Familien der Länder, Holz und Stein zu dienen. (Übersetzung Rabbiner Dr. Joseph Breuer) Es ist leider doch geschehen. Die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung gerade im Heiligen Land vertritt die Auffassung „wir wollen wie die Völker sein“ und dienen Holz und Stein!

[35] Der Spruch leitet sich von יָאֵה עַנְיוּתָא לְיִהודאי ab und kommt in Chagiga 9b vor. Dort heißt es: Elijahu sprach zu Bar He He, und wie manche sagen, zu R. Elea͑zar: Es heißt :siehe, ich habe dich geschmolzen, aber nicht wie Silber, ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Elends; dies lehrt, dass der Heilige, gepriesen sei er, unter allen guten Eigenschaften herumsuchte, um sie Jisraél zu geben, doch fand er [für sie] nichts weiter als die Armut. Šemuél, nach anderen R. Joseph, sagte: Das ist es, was die Leute sagen: Armut ziemt den Juden wie ein roter Gurt einem weißen Pferde. (Übersetzung L. Goldschmidt); Dank für den Hinweis an Rabbiner Waitzmann.

[36] Wikipedia: Nehemia, auch Nehemia ben Hachalja, hebräisch נְחֶמְיָה בֶּן־חֲכַלְיָה, ist im Tanach ein persischer Wiederaufbaukommissar und späterer Statthalter der persischen Provinz Jehud. In modernen Bibelausgaben ist ein Buch nach ihm benannt, das ursprünglich ein Teil des Esra-Nehemia-Buches darstellte.

[37] Wikipedia: Daniel (hebräisch דָּנִיּאֵל) ist die Hauptfigur des nach ihm benannten Buchs im Tanach. Danach war er ein jüdischer Apokalyptiker, Traumdeuter und Seher im babylonischen Exil,

[38] Wikipedia: Mordechai (hebräisch מָרְדֳּכַי mårdåkhaj) ist die männliche Hauptperson im biblischen Buch Ester.

[39] die jüdische Religion, die ich die meine nennen darf

[40] Dazu braucht es Jeschiwoth!!! Nicht in einer einzigen jüdischen Gemeinde in Deutschland gibt es eine Jeschiwa! Wir sollten uns schämen!!

[41] Psalm 94:14; Denn der Herr wird sein Volk nicht verlassen und sein Erbe nicht aufgeben. (Übersetzung Rabbiner Dr. S. Bernfeld)

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