Von Isaak Hirsch[1]
Nach dem Tod von Rabbiner Samson Raphael Hirsch s“l fusionierten die Zeitungen „Jeschurun“ und „Der Israelit“. Die Zeitung nannte sich für kurze Zeit dann „Israelit und Jeschurun“. Der hier wiedergegebene Artikel vom 8.12.1890 wurde dieser Zeitschrift entnommen.
Der Text wurde dem heutigen Sprachgebrauch leicht angepasst und mit Erklärungen versehen von Michael Bleiberg. Das Original finden Sie in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main unter:
https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pagetext/2478961
[2] מַאי חֲנֻכָּה – עַל אֵיזֶה נֵס קְבָעוּהָ Was ist Chanukka? Welche hervorragende Begebenheit, die Zeugnis von der Allmacht Gottes ablegt, ist die Veranlassung seiner Einfügung in den Festzyklus? — Als die Gräco-Syrer[3] in das Gottesheiligtum auf Zion eindrangen, hatten sie all das daselbst befindliche Öl zum heiligen Gebrauche untauglich gemacht, so dass die Hasmonäer, nachdem sie die Syrer besiegt, nur noch ein Krüglein vorfanden, das mit dem Siegel des Hohepriesters versehen war, dessen Inhalt aber nur für einen Tag ausreichte. Da tat sich an diesem Öl das Wunder kund, dass man damit den heiligen Leuchter acht Tage lang versorgen konnte. Darum wurden im folgenden Jahr diese acht Tage, welche mit dem fünfundzwanzigsten Kislew anheben, zu Feiertagen bestimmt, die durch Preis und Dank zu begehen sind.
Mehr als zweitausend Jahre sind seitdem verflossen. Die heilige Stätte, an welcher dieses Wunder sich ereignete, liegt längst in Trümmer, und der jüdische Stamm ist weithin zerstreut über den ganzen Erdball. Aber überall, wo eine jüdische Hütte steht, in welcher noch nicht aller jüdischer Geist erloschen, flammen die Chanukka-Lichter acht Tage lang und verkünden das [4] נֵס, das Gotteswunder, welches als hoch über die Jahrtausende weithin leuchtendes Zeichen der Menschheit die allmächtig waltende Lenkung Gottes predigt.
Freilich weiß eine, Gottes Allmacht in der Geschichte leugnende Wissenschaft, die sich als die historische par excellence geriert, nichts von diesem נֵס zu berichten, freilich gibt es Prediger und Rabbiner, die am Sabbat-Chanukka in ihrer Festrede die Gemeinde von der „Chanukka-Sage“ unterhalten und damit dieses נֵס, das den hohen Männern des großen Synhedrion so bedeutsam erschien, dass sie ihrem Volke das Chanukkafest stifteten, in das Reich der Mythe, der ungeschichtlichen Sage verweisen, welche wohl der „naive“ — so bezeichnet der zeitgenössische Hochmutsteufel die Überzeugungstreue der Väter — Sinn vergangener Geschlechter für Wahrheit und Wirklichkeit halten konnte, für die aber sie nur ein mitleidiges Lächeln haben. Und sie nennen dieses Chanukka-Fest mit besonderer Vorliebe „Makkabäer-Fest“ und gefallen sich gern in dem Bewusstsein, Abkömmlinge des edlen Stammes zu sein, welcher die heldenmütigen Makkabäer gezeugt hat: Mattathia[5], den Heldengreis, Juda Makkabi[6], den großen Feldherrn, Simon[7], den weisen Führer. Und sie wissen zu erzählen von den Siegen der jüdischen Mannen bei Bet-Horon[8], Emmaus[9] und Bet-Zur[10]; und sie feiern die Tapferkeit und Standhaftigkeit, die Todesverachtung und den Heldenmut und die Kriegsgewandtheit der Hasmonäer und Makkabäer und ihrer Heere. Es tut ihnen wohl, der mächtigen ihnen feindlichen Zeitströmung gegenüber, die sich die antisemitische nennt, auf diese glorreiche Zeit der Makkabäer-Siege hinzublicken, welche den herrlichsten Kriegstaten der Geschichte sich ebenbürtig anreihen.
Ist aber dieses der Geist des Chanukka-Festes?
Chanukka, „Weihe“ ist sein Name, Weihe des Lebens für das Gesetz Gottes. Nicht dem siegreichen Schwert gilt die Feier und nicht der Verherrlichung des Makkbäer Ruhms, nicht der mächtigen Erhebung des jüdischen Volkes, das sich der Fremdherrschaft entledigte, um seine Selbstständigkeit zu erlangen. Im Munde der jüdischen Helden war es keine leere Floskel, wenn sie Gott allein den Sieg zuschrieben, und dem jüdischen Volke ist es während der vergangenen zwei Jahrtausende mit der Chanukka-Feier heiliger Ernst gewesen, wenn bei dem Schein der Chanukka-Lichter das Bekenntnis abgelegt worden: הַנֵּרוֹת הַלָּלוּ, dass diese Lichter das Merk- und Bekenntnis-Symbol sein sollen für die wunderbare Rettung, die Gott durch die Hasmonäer unseren Vätern hat zu Teil werden lassen.
Dass die Hasmonäer für das entweihte Heiligtum kämpften, für die Wiedererweckung des jüdischen Geistes in ihrem Volk zu den Waffen griffen und den Mut hatten, gegen die Zeitströmung, welche die jüdische Jugend dem Judentum immer mehr zu entfremden und sie ganz in der Huldigung griechischer Kultur und Bildung aufzugehen zu lassen drohte, mit aller Energie aufzutreten, das hat ihnen das dankbare Gedächtnis ihres Volkes gesichert. Wenn es Gott für die wunderbare Errettung des Heiligtums dankt und preist, so gedenkt es auch des edlen Geschlechts, das durch seine Begeisterung für die ewige Wahrheit des Beistandes Gottes würdig war.
„Wenn auch alle von Gottes Gesetz abfallen und dem Griechentum huldigen, ich, meine Söhne und Brüder bleiben Gott treu und Seinem Gesetz“, sprach der ehrwürdige Mattathia, der mit dem Weckrufe: „Wer für Gottes Gesetz einstehen und in Treue zum Gottes-Bund halten will, der folge mir“, das Volk aus den Banden der Versuchung und Verirrung zu befreien suchte.
Mattathia’s erster Schwertstreich galt nicht dem syrischen Zwingherrn, sondern einem Volksgenossen, der dem Zeus zu opfern sich anschickte.
Was war es denn, das die Erhebung der Hasmonäer veranlasste? Die Entartung der Angesehenen und Großen hatte dahin geführt, dass mit Hilfe der königlichen Macht das alte Judentum der gänzlichen Vernichtung anheimfallen und der griechischen Bildung und dem griechischen Kultus weichen sollte. Todesstrafe wurde angedroht für die Vornahme der Mila[11], für die Heiligung des Sabbats und der Festtage, für das Studium der Thora, und Zwang wurde angewendet, um die Renitenten zur Verehrung der griechischen Götter, zum Genuss unerlaubter Speisen, zur Entweihung des Sabbats zu nötigen.
Diese dem Judentum auf Veranlassung seiner entarteten Söhne bereitete Verfolgung und die dadurch drohende Gefährdung entflammte den heiligen Eifer, für die Treue gegen das Gottesgesetz und die gewissenhafte Beobachtung aller seiner Vorschriften.
מַאי חֲנֻכָּה Was ist uns Chanukka, was hat es uns zu bringen? O, es war vielleicht keine Zeit, welcher es also nottut, den echten, wahren Chanukka-Geist zu pflegen und sich mit der Begeisterung der Hasmonäer für den Ernst des jüdischen Pflichtbewusstseins zu durchdringen, wie die unsrige.
Wie in den Tagen Mattathia’s und seiner ihres großen Vaters würdigen Söhne, sind auch unter uns Männer aufgestanden, welche den Abfall und Verrat predigen, Männer, die, wie Jason und Menelaus[12], die besondere Aufgabe haben sollten, des Heiligtums zu warten und als Vorbild der Treue und hingebenden Begeisterung ihren Genossen voranzuleuchten.
Wie in jenen Tagen haben sich auch heute ganze Kreise blenden lassen von dem falben[13] Schimmer einer gleißnerischen Aufklärung und Bildung und in dem Wahn, durch Preisgebung der jüdischen Wahrheit sich Anerkennung zu verschaffen und Ruhm zu gewinnen.
Wie in jenen Tagen haben auch heute sehr viele nur Verachtung für das alte Heiligtum des Gesetzes Gottes und wandeln in anderen Bahnen, als dieses ihnen vorgezeichnet, und streben nach anderen Idealen, als nach dem hohen, einzigen Ideal, das in der Verwirklichung der jüdischen Pflicht gipfelt.
Und wie in jenen Tagen herrscht in den treugebliebenen Kreisen vielfach Verzagtheit und Klein- mut, so dass nur wenige auf die Hochwarte des Heiligtums hinauszutreten wagen, um unter dem Banner des ganzen, ungeschmälerten und unverfälschten Judentums die Brüder zur vollen Pflichterfüllung, zur alten Treue, zur alten Gewissenhaftigkeit zu einen.
נֵר אִישׁ וּבֵיתוֹ [14] lautet die Chanukka-Pflicht. Nicht nur in dem Gotteshaus, nicht nur in dem Gemeindeleben, in jeglichem jüdischen Haus soll das Gotteslicht des jüdischen Pflichtbewusstseins eine Stätte finden, eine jegliche Hütte, ein jeglicher Palast soll zu einem Tempel des reinen Hasmonäer-Geistes sich umwandeln.
נֵר לְכׇל אֶחָד וְאֶחָד [15], und in dem Hause soll keine Seele sein, welche nicht von ihm durchdrungen ist. In jedem jüdischen Kind soll ein Priester des Gotteslichtes erstehen, in jeder jüdischen Brust soll die Begeisterung für das jüdische Pflichtleben geweckt werden.
Wie vereinzelt auch immer der wahre Jude mit seiner Hingebung und Treue in seiner nächsten Umgebung sich fühlen möge, wie gering auch die Gesamtzahl der Treugebliebenen gegen die Majorität der Abgefallenen und Irrenden erscheinen möge, das נֵס חֲנֻכָּה, das Wunder des Chanuakkfestes, kann sich zu jeglicher Zeit, an jeglichem Orte vollziehen, so die Begeisterung des einen nur echt und wahr, so nur die Treue der Minorität unerschütterlich ist.
Dem einen reinen Licht, von reiner Gesinnung und Tat gepflegt, wird der Segen Gottes zu Teil. Es strömt weit hinaus über den engen Kreis und entzündet auch dort aufs neue die Begeisterung für das Heiligtum.
Mattathia und seine Söhne waren mit ihrer Treue und Begeisterung auch nur die Einzelnen und standen der ungeheuren Mehrzahl der Verräter,Irregeleiteten, Verführten und Verzagten gegenüber. Die Treue und Begeisterung dieser Einzelnen aber rettete das Heiligtum und führte Israel zu seiner Pflicht zurück.
רׇנִּ֥י וְשִׂמְחִ֖י בַּת־צִיּ֑וֹן [16]„Jubele und freue dich, Tochter Zions“, lautet das Gotteswort, „denn siehe, Ich komme und wohne in deiner Mitte, spricht Gott. An jenem längst verheißenen Tage, בַּיּ֣וֹם הַה֔וּא, werden sich viele Völker Dir anschließen in der Huldigung Gottes, und sie werden Mir zum Volke werden. In Deiner Mitte throne ich und dann wirst Du erkennen, dass ה‘ צְבָא֖וֹת mich zu Dir gesendet.“
Also das Gotteswort durch Secharja an den kleinen Rest der aus dem babylonischen Exil sich wieder in dem heiligen Land Sammelnden.
Und dem Führer, dem Hohenpriester Jehoschua, ward die Mahnung: [17] שְֽׁמַֽע־נָ֞א „Höre es doch, Jehoschua, hoher Priester, Du und Deine Genossen, die vor Dir sitzen, Männer des Gotteswunders sind sie: Denn wie die Pflanze, so bringe Ich Meinen Diener.“
Aus winzigem Keime, in der Erde dunklen Schoß gesenkt, erblüht der himmelanstrebende, weithin seine Äste ausbreitende mächtige Baum. Unter Sturmes Dräuen, unter Schnee und Eis, bringt der Keim, dem Menschenaugen verborgen, seine Säfte zur Reife. Also der von Gott in den Schoß der Menschheit gesenkte Keim der jüdischen Wahrheit.
[18] כִּ֣י הִנֵּ֣ה הָאֶ֗בֶן. Einen Baustein vermag des Einzelnen, der Wenigen Kraft zum großen Weltenbau zu fügen. Aber auf diesen einen Stein ist die besondere stete Vorsehung und Waltung Gottes gerichtet. Gott führt den Bau zur Vollendung, an dem von treuer, reiner Menschenhand gearbeitet wird;
[19] לֹ֤א בְחַ֙יִל֙ וְלֹ֣א בְכֹ֔חַ כִּ֣י אִם־בְּרוּחִ֔י „Nicht durch äußere Macht, nicht durch Menschenkraft, sondern durch Meinen Geist, — so lautet die Verheißung Gottes, der ה‘ צְבָא֖וֹת ist, in dessen Dienste alle Kräfte stärken, alle Welten kreisen, in dessen Dienst auch die reine Menschentat steht, wie schwach und gering, des göttlichen Segens aber gewiss zu jeder Zeit.
[1] Siehe Wikipediaeintrag am Ende des Artikels
[2] Raschi zu Schabbat 21b, „Was ist Chanukka? Wegen welchem Wunder wurde es gegründet?“
[3] Wikipedia: Das Seleukidenreich gehörte zu den hellenistischen Diadochenstaaten, die sich nach dem Tod Alexanders des Großen bildeten. Während des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr. beherrschte das 312 v. Chr. begründete Reich den Vorderen Orient und erstreckte sich in seiner größten Ausdehnung von Kleinasien bis Baktrien.
[4] Wunder
[5] Wikipedia: Matitjahu ben Johanan, auch Mattatias genannt (gest. 166 v. Chr.), Stammvater der Hasmonäer.
[6] Wikipedia: Judas Makkabäus (deutsch „Jehuda der Makkabäer“, auch lediglich Juda oder Makabäus; gestorben 160 v. Chr. bei Elasa) war ein jüdischer Priester des 2. Jahrhunderts v. Chr. und Anführer des nach ihm benannten Makkabäeraufstands.
[7] Wikipedia: Simon Thassi (gestorben 135 v. Chr. nahe Jericho), auch Simon Makkabäus oder Saramel (hebr. ‚Fürst des Volkes Gottes‘), nach 1 Makk 14,27-41 EU, war der zweite Sohn von Mattatias, der Bruder Jonatans und Begründer der hasmonäischen Dynastie (benannt nach dem Ahnherrn Asamon/Hasmon) in Judäa. Die Bedeutung des Beinamens „Thassi“ ist unbekannt.
[8] Bet Horon u.a. Ort der Schlacht zwischen Nikanor und Judas Makkabäus (166/65-161 v. Chr.) um 161 v. Chr. sowie die zwischen Judas Makkabäus und Seron, dem Befehlshaber der seleukidischen Streitkräfte in Syrien
[9] Emmaus wird in der Bibel in Verbindung mit den Makkabäern vor allem im 1. Buch der Makkabäer erwähnt, wo die Schlacht von Emmaus (1. Makk 3–4) als wichtiger Sieg des Judas Makkabäus gegen die Seleukiden beschrieben wird. Dieses Ereignis unterstreicht die militärische Strategie von Judas und den Sieg der Makkabäer gegen eine zahlenmäßig weit überlegene griechische Armee.
[10] Bet-Zur war eine befestigte Stadt in Idumäa, die eine wichtige strategische Bedeutung für die Makkabäer hatte und von ihnen zeitweise als Bollwerk gegen ihre Gegner im Seleukidenreich genutzt wurde. Die Stadt wurde mehrmals belagert und erobert, was die wechselhafte Herrschaft über die Region während des Makkabäeraufstands widerspiegelt.
[11] Beschneidung
[12] Wikipedia: Jason und Menelaos werden getadelt, sowohl wegen ihrer Amtsführung als auch, weil sie ihre Ämter beim König durch Bestechung gekauft hatten. Jason erschlich beim König Antiochos IV. mit 440 Talenten Silber das Hohepriesteramt und führte Elemente griechischer Kultur in den jüdischen Kult ein (2 Makk 4,7–8). Menelaos, der von der konkurrierenden Priesterfamilie der Tobiaden unterstützt wurde, überbot Jasons Gebot um dreihundert Talente Silber, brachte so das Amt des Hohepriesters an sich und beendete so die dreijährige Amtszeit von Jason (2 Makk 4,24). Antiochos IV. war für diese Bestechungen empfänglich.
[13] Wikipedia: Falb ist die typische Bezeichnung für die Farbe eines fahlgelben bis hellgraubraunen Fells. Gebräuchlich ist die Verwendung insbesondere für die Fellfarbe bei Katzen, Pferden oder Hunden und Wölfen.
[14] Schabbat 21b: Die Rabbanan lehrten: Ein Licht der Ḥanukalampe für einen und seine ganze Familie; (Übersetzung L. Goldschmidt)
[15] w.v.: die Pflichtbeflissenen [brennen] ein Licht für jede Person
[16] Secharia 2:14-15
[17] Secharja 3:8
[18] Secharja 3:9
[19] Secharja 4:6
Isaak Hirsch
Isaak Hirsch (auch: Isak oder Isaac Hirsch, Pseudonym Naftali oder Naphtali Simon sowie Paganus; geboren 14. April 1836 in Oldenburg; gestorben 6. Dezember 1899 in Hannover) war ein deutscher Kaufmann, Journalist und Schriftsteller. Er galt als einer der wenigen Vertreter der jüdischen Orthodoxie in Hannover.
Leben
Familie
Isaak Hirsch entstammte einer jüdischen Familie und war ein Sohn des Rabbiners Samson Raphael Hirsch (1808–1888) und der Johanna (1806–1882), Tochter des Kaufmannes Markus (Mordechai) Juedel in Braunschweig und der Sarchen Itzig. Zu seinen neun Geschwistern zählten der Pädagoge Mendel Hirsch, der Frankfurter Rechtsanwalt und Notar Naphtali Hirsch (1844–1903) sowie die Schriftstellerin Sara Hirsch, verheiratete Guggenheimer (Pseudonym Friedrich Rott).
Isaak Hirsch war ein Onkel der Frankfurter Ärztin Rahel Hirsch (1870–1953). Seine Ehefrau Martha Kohn gebar den in Hannover tätigen Sanitätsrat Salomon Hirsch (1866–1916), den Vater des Schriftstellers Karl Jakob Hirsch.
Werdegang
Geboren in der Residenzstadt des Großherzogtums Oldenburg, lebte Isaak Hirsch zu Beginn der Industrialisierung in den Jahren 1841 bis 1847 mit seiner Familie in Emden.
Hirsch wirkte als Kaufmann in Wien und Frankfurt am Main, bevor er, noch als Jugendlicher, 1855 in die Residenzstadt des Königreichs Hannover übersiedelte, wo er im selben Jahr in das Geschäftshaus von Simon, May & Co. in Hannover eintrat. Einige Jahre später begründete er 1861 sein eigenes Geschäft. Laut dem Adressbuch der Königlichen Residenz-Stadt Hannover von 1868 hatte der Assistent Isaak Hirsch seinen Sitz seinerzeit in der damaligen Seilwinderstraße 13.
In der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs zog sich Isaak Hirsch 1879 aus dem aktiven Geschäftsleben zurück und begann, sich vermehrt literarisch sowie in Angelegenheiten der jüdischen Gemeinde Hannovers zu betätigen. Ende der 1880er Jahre wurde er Mitglied des Vorstands der Synagogengemeinde Hannover.
Isaak Hirsch war von 1883 bis 1888 Herausgeber der in diesem Zeitraum wöchentlich erschienenen Zeitschrift „Jeschurun“, bevor diese 1889 in „Der Israelit“ aufging.
1893 trat Hirsch mit seiner im Verlag von Manz & Lange in Linden erschienenen Schrift „Verträgt sich die Talmud-Moral mit dem deutschen Staatsbürger-Recht? gegen antisemitische Agitation“ auf.
Bestattung
Isaak Hirsch wurde am 8. Dezember 1899 auf dem „Jüdischen Friedhof An der Strangriede“ zu Grabe getragen. Zu den sechs Rednern, die während der Bestattung eine später in einem Sonderdruck vervielfältigte Trauerrede hielten, zählten Isaak Hirschs Brüder Mendel und Julius, der Landrabbiner Selig Gronemann, der Rabbinatskandidat David Braunschweiger aus Berlin sowie der Seminardirektor Lesser Knoller. Diesen sechs Ansprachen wurde später zusätzlich eine von Gronemann am 31. Dezember des Jahres gehaltene Rede hinzugefügt, die anlässlich des Gedenktages für die Stiftung der „Chewra Kadischa“ gehalten wurde, jener jüdischen hannoverschen Beerdigungsbruderschaft, in deren Geschichte sich Isaak Hirsch einen Ehrenplatz erwirkt hatte.
Die Grabstele des Kaufmanns und Schriftstellers Isaac Hirsch aus schwarzem Granit weist eine Inschrift des Wohltätigkeitsvereins der „Synagogengemeinde Hannover auf“.
