Psalm 67

Ich habe hier den hebräischen Text des Psalms 67 und die Übersetzung Rabbiner Hirschs, wie er ihn im vorherigen Artikel einleitend wiedergegeben hat, abgedruckt. Wer hebräisch kann oder aber in der Psalmen-Übersetzung Rabbiner Hirschs nachließt, wird feststellen, wie hervorragend Rabbiner Hirsch den Psalm hier übersetzt hat. Er ist nicht nur ein großer Rabbiner, er ist auch ein Sprachgenie!

לַמְנַצֵּ֥חַ בִּנְגִינֹ֗ת מִזְמ֥וֹר שִֽׁיר׃

Gott wird seine Gnade uns wieder zuwenden und wird uns segnen, אֱֽלֹקִים יְחׇנֵּ֥נוּ וִיבָרְכֵ֑נוּ  
Wird sein Antlitz wieder bei uns leuchten lassen, יָ֤אֵֽר פָּנָ֖יו אִתָּ֣נוּ סֶֽלָה׃  
Das wir auf Erden deinen Weg erkennen, לָדַ֣עַת בָּאָ֣רֶץ דַּרְכֶּ֑ךָ  
Unter allen Nationen dein Heil. בְּכׇל־גּ֝וֹיִ֗ם יְשׁוּעָתֶֽךָ׃  
Das Völker dir huldigen, Gott, יוֹד֖וּךָ עַמִּ֥ים ׀ אֱלֹקִים  
Dir huldigen einst Völker alle. י֝וֹד֗וּךָ עַמִּ֥ים כֻּלָּֽם׃  
Sich Staaten darob freuen und jauchzen, יִ֥שְׂמְח֥וּ וִירַנְּנ֗וּ לְאֻ֫מִּ֥ים  
Dass du Völker in Geradheit richtest, כִּֽי־תִשְׁפֹּ֣ט עַמִּ֣ים מִישֹׁ֑ר  
Und Staaten auf Erden Du leitest, Sela. וּלְאֻמִּ֓ים ׀ בָּאָ֖רֶץ תַּנְחֵ֣ם סֶֽלָה׃  
Einst huldigen dir Völker, Gott! יוֹד֖וּךָ עַמִּ֥ים ׀ אֱלֹקִים  
Einst huldigen dir Völker alle. י֝וֹד֗וּךָ עַמִּ֥ים כֻּלָּֽם׃  
Hat die Erde dann ihren Ertrag gegeben: אֶ֭רֶץ נָתְנָ֣ה יְבוּלָ֑הּ  
Dann segnet uns Gott, unser Gott, יְ֝בָרְכֵ֗נוּ אֱלֹקים אֱלֹקֵינוּ׃  
Dann segnet uns Gott, יְבָרְכֵ֥נוּ אֱלֹקִים  
Und es erfürchten ihn alle Enden der Erde וְיִֽירְא֥וּ א֝וֹת֗וֹ כׇּל־אַפְסֵי־אָֽרֶץ׃  
   

Die nachfolgenden Zeilen sind dem Kommentar Rabbiner Hirschs s“l zu diesem Psalm entnommen. Er sieht in der Zerstreuung unseres Volkes unter die Völker keine Bestrafung, sondern eine Berufung, die Völker zu Gott zu führen, damit sie und wir der Erlösung aus den Erdenqualen hin zum ewigen Leben auf Erden immer näherkommen.

„In drei Stadien sieht dieses schauende Lied den Entwicklungsgang der Menschheit zu ihrem einstigen Ziel. Im ersten Stadium wird die Erkenntnis des göttlichen Seins und Wollens im jüdischen Kreis sichtbar. Im zweiten Stadium dringt diese Erkenntnis bis zur Anerkennung in diese Völkerkreise, und deren Leiter ordnen sich selbst der Gottesleitung unter. Im dritten Stadium treten nun diese Leiter völlig zurück, ohne Vermittlung huldigen Gott die Völker alle. Die Erdentwicklung hat, was sie aus sich vermochte, das Ihrige geleistet, die aus ihren Gängen zu schöpferische Erfahrung hat, die Menschen bis zur ausschließlichen Gotteshuldigung gelangen lassen — …. Wir erreichen das Ziel unserer ganzen Sendung in die Mitte der Völker mit der Verkündigung Gottes als Gott unseres Gottes, der nicht mit dem Glauben, der erst mit dem Gehorsam seinen Dienst erfüllt sieht, und nicht nur wir, alle Erden-Ende[1] fürchten dann Gott und Gott allein, und gewinnen mit dieser reinen Gottesfurcht gleich uns den einzigen Quell des Gottessegens auf Erden —“


[1] s. letzte Zeile des Psalms

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